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206 B Anwendung
hat, kann er die Problematik „Sprache“ komplett ausblenden und sich auf seine
Handlungen konzentrieren. Als ein englischsprachiger Google-Manager und seine
schwedische Kollegin sich im Herbst 2017 bei einer Presseveranstaltung Googles
neue In-Ear-Kopfhörer ins Ohr steckten und begannen, sich miteinander in ihrer
jeweiligen Sprache zu unterhalten, lag in den Medien der Vergleich mit dem Babel-
fisch nahe. Was tatsächlich passierte, war, dass die Bluetooth-Kopfhörer mit einem
Smartphone verbunden waren, auf dem die App Google Translate lief. Die App über-
trug über den Cloud-Service die gesprochene englische Sprache in englischen Text,
übersetzte diesen ins Schwedische und verwandelte den schwedischen Text wieder
in eine schwedische Sprachausgabe. Weil das drahtlose Netzwerk bei der Presskon-
ferenz offensichtlich eine hohe Datenrate unterstützte, konnte das Ganze fast in
Echtzeit geschehen.
Damit wir die Sprachbarriere tatsächlich ignorieren können, muss die Übersetzung
vollständig in unsere Umgebung integriert werden. Im ausschließlich textlich digita-
len Umfeld ist das bereits gut umgesetzt. Google Translate kann mittlerweile in jeder
anderen App genutzt werden, Webseiten können aus der Suchergebnisliste direkt in
der automatisch übersetzten Version aufgerufen werden, Facebook zeigt Neuigkei-
ten auf Wunsch direkt zusammen mit der Übersetzung an. Sprache-zu-Sprache-
Übersetzungsdienste hingegen gibt es zwar – neben Google bietet dies zum Beispiel
auch Microsoft im Skype Translator an – die derzeitige Qualität lässt jedoch zu wün-
schen übrig. Das maschinelle Verstehen von gesprochener Sprache ist eine immense
Herausforderung und auch nur durch das exzessive Training einer Künstlichen Intelli-
genz mit einer riesigen Datenmenge zu erreichen. Ob individuelle Stimmlagen, Dia-
lekte, Akzente, Sprachfehler, undeutliche Aussprache oder Hintergrundgeräusche:
die vielfältigen akustischen Variationen machen das Training eines Spracherken-
nungsalgorithmus zu einer Herkulesaufgabe. In der Verkettung der Spracherken-
nung mit einem Übersetzungsprogramm, das mit unsauberen Formulierungen,
unvollständigen Sätzen, Slang und Umgangsvokabular noch einmal besonders her-
ausgefordert wird, addieren sich die Fehler.
Trotz dieser nachvollziehbaren Herausforderungen funktionieren die existierenden
Apps in überschaubaren Alltagssituation überraschend gut und lassen gespannt auf
die Entwicklungen der nächsten Jahre blicken. Allein das kontinuierliche Anwachsen
der Datenbasis, z. B. von Google, trainiert die Künstliche Intelligenz ständig weiter,
sodass sogar ohne sonstiges Zutun immer mehr Sprachnuancen unterschieden und
erkannt werden können.
Im Jahr 2006 urteilte die britische Wochenzeitung Economist mit Recht: „Translation
systems are of limited use if they cannot be used by people on the move“ (Überset-
zung mit DeepL: „Übersetzungssysteme sind nur begrenzt nutzbar, wenn sie von
Personen, die unterwegs sind, nicht genutzt werden können.“; The Economist 2006).
Künstliche Intelligenz
Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Title
- Künstliche Intelligenz
- Subtitle
- Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Editor
- Volker Wittpahl
- Publisher
- Springer Vieweg
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-58042-4
- Size
- 16.8 x 24.0 cm
- Pages
- 286
- Keywords
- Elektrische Antriebssysteme, Intelligentes Gesamtmaschinenmanagement, Künstliche Intelligenz, Data Mining, Maschinelles Lernen, Deep Learning, artificial intelligence, data mining, machine learning, deep learning
- Category
- Technik
Table of contents
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286