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iit-Themenband – Künstliche Intelligenz 217
Die Beiträge in diesem Teil tragen der Vielseitigkeit des Innovationsphänomens KI
Rechnung, weil ihre analytischen Ansätze ähnlich vielfältig sind. Gemeinsam ist ihnen
der Fokus auf die Wechselbeziehungen zwischen Gesellschaft, Wirtschaft, Politik
und Technologie. Sie richten den Blick auf die sozialen Arenen, in denen das Innova-
tionspotenzial von KI ausgehandelt wird, darauf, wer an diesen Prozessen beteiligt ist
und welche sozialen und technischen Pfadabhängigkeiten existieren. Sie entwerfen
Szenarien, wie in der Gesellschaft KI gestaltet werden kann und unter welchen
Bedingungen KI demokratisch akzeptabel ist.
In der Beschreibung der Mikro-Konstellationen sehen die Autoren der Beiträge genau
wie Serebriakoff Mensch und Technik nicht als isolierte Sphären. In der Gesamtschau
treten drei Muster hervor, die auf gesellschaftlicher Ebene die Beziehungen zwischen
Menschen und KI charakterisieren. Diese Muster sind nicht trennscharf, sondern
bauen aufeinander auf.
Erstes Muster: KI ist ein Bestandteil der Gesellschaft.
Diese Aussage ist eine grundsätzliche Diagnose und impliziert eine analytische Hal-
tung: Gesellschaft und KI können nicht als zwei entkoppelte Sphären gedacht wer-
den. KI ist keine Innovation, die in einem geschlossenen Labor entwickelt und nach
Vollendung freigelassen wird, um dort auf die Gesellschaft zu treffen. Die Innovation
„KI“ folgt vielmehr der Logik eines „Realexperiments“, in dem eine Technologie,
ohne ausgereift zu sein und ohne ihre Implikationen vorab bestimmt zu haben, ange-
wandt wird. Der Sinn und Zweck von KI ergibt sich erst durch ihren Gebrauch, wenn
sie mit sozialen Praktiken, gesellschaftlichen Werten und Lebenswelten gekoppelt
wird.
Wir sind in einem Stadium angelangt, in dem sich Gesellschaft und KI nicht mehr
unabhängig voneinander entfalten. Neue soziale Muster entstehen durch die Ver-
schränkung gesellschaftlicher und technologischer Entwicklungen. Die empirischen
Beispiele der Beiträge dieses Teils zeigen, dass KI ein prägender Bestandteil der
Gesellschaft ist. Sie gehört zu unserem Alltag und wirkt darauf ein, wie wir arbeiten
und miteinander kommunizieren. Ein Beispiel ist der Einsatz von KI in sozialen
Medien: Algorithmisch sortierte Informationen beeinflussen politische Wahlen, und
gleichzeitig verschafft soziale Kommunikation im Internet der KI ein wesentliches
Feld für Innovationen. Der Beitrag 13 legt dar, wie KI im Rahmen von kreativer Arbeit
selbst zum Ko-Schöpfer neuer Gegenstände und Medien wird. Hier rückt KI ver-
meintlich stark in das Hoheitsgebiet des Menschen vor, relevant wird sie jedoch erst,
indem sie die gesellschaftliche Wertschätzung von Neuheit und Ästhetik nährt. Es ist
somit durchaus nicht trivial festzustellen, dass KI integraler Bestandteil von Gesell-
schaft ist.
Künstliche Intelligenz
Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Title
- Künstliche Intelligenz
- Subtitle
- Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Editor
- Volker Wittpahl
- Publisher
- Springer Vieweg
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-58042-4
- Size
- 16.8 x 24.0 cm
- Pages
- 286
- Keywords
- Elektrische Antriebssysteme, Intelligentes Gesamtmaschinenmanagement, Künstliche Intelligenz, Data Mining, Maschinelles Lernen, Deep Learning, artificial intelligence, data mining, machine learning, deep learning
- Category
- Technik
Table of contents
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286