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iit-Themenband – Künstliche Intelligenz 231
der Medizin“). Die wissenschaftlich-empirische Vorgehensweise in abgegrenzten,
zyklisch wiederholbaren Arbeitsschritten – von der Datenerfassung, über die Bildung
von Hypothesen und Durchführung von Experimenten bis hin zur Ableitung genera-
lisierbarer Theorien – eignet sich in idealer Weise zur Unterstützung durch KI. Ange-
sichts einer stetig wachsende Zahl neuer wissenschaftlicher Arbeiten (etwa 2,5 Milli-
onen pro Jahr) und digitaler Patientendaten kann KI die Informationen strukturieren,
analysieren und Hinweise geben; und wo es für Mediziner und Wissenschaftler loh-
nenswert erscheint, kann KI weitere Nachforschungen anstellen (Daugherty und Wil-
son 2018, S. 69f.).
Ein unmittelbares Anwendungsfeld ist die Arzneimittelverordnung: Beispielsweise
nutzt etwa die Hälfte der Ärzte in den USA die App „Epocrates“, welche Hinweise
auf schadhafte Wechselwirkungen von Arzneimitteln geben kann. Damit entfällt das
zeitaufwendige, zum Teil ergebnislose Nachschlagen in einem 2.500-seitigen Arznei-
mittel-Referenzhandbuch. Mit dem von KI beförderten medizinischen Fortschritt
könnte auch verlorengegangenes Vertrauen beim Patienten wiederhergestellt wer-
den. Laut einer Umfrage des British Medical Journal waren 49 Prozent der Leser der
Meinung, dass die heutige evidenzbasierte Forschung unzureichend und fehlerhaft
sei. KI-basierte Analysen einer breiteren Datenbasis zur Ableitung von medizinischen
Diagnosen, Prognosen und Therapien können neues Vertrauen schaffen (Suesskind
und Suesskind 2015).
Durch den Einsatz von KI ergeben sich vor allem drei positive Auswirkungen auf die
Qualität der Arbeit. Dazu zählen die Steigerung menschlicher Fähigkeiten, die Demo-
kratisierung von Fachwissen aufgrund eines gleichberechtigten Informationszugangs
und die „Re-Humanisierung“ von Arbeit durch den Wegfall zeitaufwändiger Routi-
neaufgaben. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Motivation der Beschäftigten
und die Inklusionspotenziale von Arbeit aus.
Handlungsräume
Die beschriebenen Einsatzszenarien von KI verdeutlichen einerseits die zunehmende
Anzahl von KI-Anwendungen auf der Arbeitsebene und zeigen andererseits, dass KI
stets nur jene Tätigkeiten ausführen kann, die repetitiv, strukturierbar und datenba-
siert sind. Auch skizzieren die Beispiele das Spannungsfeld, in dem sich die Diskus-
sion um die Auswirkungen von KI auf die Arbeit bewegt. Während Pessimisten die
Weiterentwicklung von KI mit massiven Beschäftigungsverlusten durch die Substitu-
tion von menschlicher Arbeit in immer neuen Arbeitsfeldern in Verbindung bringen,
stellen Optimisten die Chancen in den Vordergrund, insbesondere die Verbesserung
der Qualität der Arbeit sowohl aus Sicht der Arbeitgeber als auch der Beschäftigten
durch KI zu erhöhen aber auch eine (Höher-)Qualifizierung von Migrantinnen und
Migranten, Geringqualifizierten und Menschen mit Behinderung zu ermöglichen
Künstliche Intelligenz
Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Title
- Künstliche Intelligenz
- Subtitle
- Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Editor
- Volker Wittpahl
- Publisher
- Springer Vieweg
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-58042-4
- Size
- 16.8 x 24.0 cm
- Pages
- 286
- Keywords
- Elektrische Antriebssysteme, Intelligentes Gesamtmaschinenmanagement, Künstliche Intelligenz, Data Mining, Maschinelles Lernen, Deep Learning, artificial intelligence, data mining, machine learning, deep learning
- Category
- Technik
Table of contents
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286