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240 C Gesellschaft
hörde und eine breitangelegte gesellschaftliche Debatte. Ebenso wächst das private
bzw. unternehmerische Engagement, wenn internationale Initiativen wie etwa Ope-
nAI einen demokratischen und insbesondere weniger Eliten-zentrierten Zugriff auf KI
zu ermöglichen und die Souveränität des Menschen im Umgang mit der Maschine
sowie die Akzeptanz zu stärken suchen.
Solche Bestrebungen erfahren aktuell eine große Resonanz, auch ausgelöst durch
eine wachsende KI-Skepsis in der Bevölkerung. Aktuelles Beispiel für ein neues
Bewusstsein ist Facebook. Das Unternehmen geriet zunehmend unter öffentlichen
Druck, seine gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen und manipulative
Praktiken zu unterbinden. Dies zeigt, wie der ausgeprägte Glaube an das enorme
technologische Lösungspotenzial einer KI vielerorts zur Annahme führte, ihre Innova-
tionen würden auf große Akzeptanz in der Gesellschaft stoßen. Ein solcher „techni-
scher Imperativ“ findet aber gleichwohl nicht unbedingt das erhoffte positive Echo in
der Gesellschaft. Stattdessen antizipieren Anbieter von KI-Technologien mittlerweile
selbst Missbrauch und Akzeptanzverlust und leiten entsprechende Maßnahmen in
Richtung eines ethischen Imperativs einer KI ein.
In der aktuellen Debatte über die ethische Dimension von KI steht deshalb eine Frage
im Mittelpunkt: Wirft KI neue, über den bestehenden Diskurs hinausgehende ethi-
sche Fragen auf, oder verstärkt sie bereits im Vorfeld existierende Spannungsfelder?
Autonomes Entscheiden
Der zentrale Nutzen von KI besteht in ihrer prinzipiellen Fähigkeit, ohne menschliche
Einwirkung selbstständig – autonom – Entscheidungen zu treffen. Zur Diskussion
steht dabei die Frage, inwieweit und wann Maschinen dies tun sollten und können
und welche Konsequenzen dies hat. Ethisch relevant sind vor allem negative Folgen,
wenn also Menschen zu Schaden kommen oder Dinge beschädigt werden. In diesem
Fall ist zu fragen, wer die Verantwortung dafür trägt bzw. wer dafür haftet. Ein Algo-
rithmus ist schließlich keine juristische Person. Um die Koexistenz von Mensch und
Maschine zu organisieren, definiert die Ethik für autonome Entscheidungssysteme
also vor allem den Aspekt der Verantwortung.
Sehr eingängig lässt sich dieses Dilemma am Beispiel des autonomen Fahrens nach-
zeichnen. Da die Maschine keine juristische Person ist, sollte im Schadensfall geklärt
werden können, wer letztlich verantwortlich ist. Typischerweise hat der menschli-
che „Fahrer“ im Moment der Schadensentstehung keinen Einfluss auf die Entschei-
dungsfindung gehabt, kann also nicht verantwortlich sein bzw. werden. Dies gilt
auch für den Programmierer des autonomen Systems, der möglicherweise nur die
Ausgangsversion einer Software geschrieben hat, die sich dann selbstlernend wei-
Künstliche Intelligenz
Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Title
- Künstliche Intelligenz
- Subtitle
- Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Editor
- Volker Wittpahl
- Publisher
- Springer Vieweg
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-58042-4
- Size
- 16.8 x 24.0 cm
- Pages
- 286
- Keywords
- Elektrische Antriebssysteme, Intelligentes Gesamtmaschinenmanagement, Künstliche Intelligenz, Data Mining, Maschinelles Lernen, Deep Learning, artificial intelligence, data mining, machine learning, deep learning
- Category
- Technik
Table of contents
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286