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262 C Gesellschaft
ment Digital Interface) kann ein neuronales Netzwerk trainiert und so eine neue
Jazzkomposition geschaffen werden.67
Ob „Deepjazz“ oder „Flow Machines“, die neu entstandenen Musiktitel sind nicht
ohne Weiteres von handproduzierten Werken zu unterscheiden. Teilweise klingen sie
etwas seltsam, und plötzliche Brüche trüben das Hörerlebnis. Einen gewissen Ohr-
wurmfaktor haben sie dennoch. Etwas Neues entsteht dadurch, dass die Algorith-
men nicht nur nach vorgegebenen Mustern eine Melodie erzeugen, was Computer
schon seit Jahrzehnten können, sondern dass sie lernen, eigenständig neue Kombi-
nationen und Melodien zu erschaffen – wie ein Musiker, der in einem Studio jammt.
Visuelle Medien
Dieses Spielfeld enthält Artefakte, die physisch oder digital festgehalten durch das
menschliche Auge wahrgenommen werden.
Wolfgang Beltracchis Fähigkeit, einen neuen Rembrandt zu malen, brachte ihm eine
Freiheitsstrafe ein. Das Gemälde, das die KI „Next Rembrandt“ erzeugte, tourt dage-
gen seit 2016 durch die Welt. Pinselstrich, Farbauftrag, Lichtdarstellung und auch die
Rembrandt spezifische Chiaroscuro-Technik, also starke Licht-und Dunkelkontraste,
die die abgebildete Person bei gleichzeitiger Bildtiefe in den Vordergrund holt, und
vieles mehr finden Kenner in dieser „Fälschung“ wieder. Auf der Basis der Analyse
von 15 Terabyte Bildmaterial (3 D-Scans und Röntgenaufnahmen) wurden dreizehn
Farblagen mittels 3 D-Drucker übereinander aufgetragen.68
Mit dem Roboter „e-David“ gingen Wissenschaftler der Universität Konstanz und die
Künstlerin Liat Grayver der Frage nach, ob eine Maschine künstlerisches Arbeiten
erlernen und nicht nur imitieren, also eigene kreative Techniken entwickeln könne.
Tatsächlich verwandelte „e-David“ den Pinselstrich in einen Punkte-Stil, vermutlich
als Nachahmung von Pixeln. Eigene künstlerische Leistungen sind allerdings noch
nicht erkennbar.69
Ein Beispiel der Videokunst stammt von der britischen Band Muse. Per KI wurden
Hunderte Stunden Videomaterial nach Wortvorkommen aus dem Text des Songs
„Dig Down“ durchsucht und eine Bibliothek von Videoclips produziert. Die Clips
werden dann unter Verwendung zeitgesteuerter Informationen aus dem ursprüngli-
chen Lied zusammengesetzt. Mit diesem Vorgehen entsteht nicht nur ein einzelnes
67 https://soundcloud.com/deepjazz-ai/sets, zuletzt geprüft am 22.06.2018
68 https://www.nextrembrandt.com, zuletzt geprüft am 22.06.2018
69 http://graphics.uni-konstanz.de/eDavid/, zuletzt geprüft am 22.06.2018
Künstliche Intelligenz
Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Title
- Künstliche Intelligenz
- Subtitle
- Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Editor
- Volker Wittpahl
- Publisher
- Springer Vieweg
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-58042-4
- Size
- 16.8 x 24.0 cm
- Pages
- 286
- Keywords
- Elektrische Antriebssysteme, Intelligentes Gesamtmaschinenmanagement, Künstliche Intelligenz, Data Mining, Maschinelles Lernen, Deep Learning, artificial intelligence, data mining, machine learning, deep learning
- Category
- Technik
Table of contents
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286