Page - 80 - in Adalbert Stifter und Schloss Hagen
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Stifter lässt den Kämmerer einem Knaben, als kleiner „Chunring“ bezeichnet, den Auftrag geben:
„Lauf zu dem Herrn Otto von Lengenbach und sage ihm, daß ein Ritter aus Böhmen da ist, der
Witiko heißt, und der zu dem Herrn Markgrafen will“. Witiko wurde nach einer Weile in ein
Gemach gebeten, wo weitere Ritter und auch Damen darauf warteten, empfangen zu werden. Dann
trat ein alter Ritter mit Lederhaube, in grünem Kleide, im markgräflichen Vorgemache auf, welcher
Witiko aufforderte, sich zu gedulden, der erlauchte Markgraf, der Babenberger Heinrich, befinde
sich noch in einer Unterredung in seinem Empfangszimmer. 351
Nachdem der vorhergehende Audienznehmer sich verabschiedet hatte, hieĂź der alte Ritter Witiko
eintreten. Vor Witikos Abgang nach der Audienz stellte sich der Ritter vor: „Ich bin Otto von
Lengenbach, und so du einmal in meine Veste kommen willst, Witiko, wirst du freundlich
aufgenommen werden“. 352
Es handelte sich dabei um die Feste Altlengbach/ NĂ– und um Otto II. von Lengenbach, 353
da
Stifters Epos vor der GrĂĽndung der Burgen Stauf und Schaunberg spielt [Stauf scheint 1146
erstmals auf, Altlengbach diente bis 1192 als einer der Stammsitze der Lengenbacher].
Stifter lässt die Schaunberger erklären: „… und werden zwei Burgen bauen. Die eine werden wir
auf dem Berge hinter dem Orte Hilkering bauen, und sie wird Stauf heiĂźen, und die andere werden
wir auf der Waldhöhe, die von Aschach gegen die alte Stadt Efferdingen geht, bauen, und sie wird
Schauenberg heißen,…“.354
Dass Adalbert Stifter den Edlen Ulrich von Wilhering (der dann 1147 im Kreuzzug verstarb) und
„Cholo von Wilheringen“ in der Zeitspanne kurz bevor Österreich Herzogtum wurde einfügte,
festigt den vom Dichter gewählten und recherchierten historischen Handlungszeitraum der Epoche
von in etwa 1140 bis 1184. 355
Dem Ritter vom Kürnberg legte Stifter im Gespräch mit Witiko die Worte in den Mund:
„Ich bin in vielen Gebieten und Burgen gewesen, und dann bin ich an den Hof der Markgrafen von
Ă–sterreich gezogen. Als der Krieg kam, der zwischen dem Markgrafen von Ă–sterreich und dem
Herzoge von Bayern war, zogen wir nicht in den Krieg, es zog mein Vater nicht, die Ritter vom
Rohre zogen nicht, der alte Heinrich von Oftering 356
zog nicht, der unser Nachbar ist, die Herren
von Wilheringen zogen nicht, der Ritter von Traun zog nicht, und viele nicht, die um uns waren.
Wir halfen aber auch dem Markgrafen von Ă–sterreich nicht. Ich ritt zu meinem Vater auf den
KĂĽrnberg und blieb auf dem KĂĽrnberge. Als der Krieg geendiget war, und als der Ruf ging, daĂź
wir nach Böhmen ziehen werden, um die mährischen Fürsten zu züchtigen, ….Und als die Sache
aus war, und als ich von Prag wieder auf den KĂĽrnberg gekommen war, ritt ich eine Weile zu
Erlustigungen nach Linz und Wels und nach Efferdingen und nach Enns und nach KremsmĂĽnster
und nach Rohre, und dann ritt ich nach Wien an den Hof Heinrichs, des Markgrafen von
Ă–sterreich; denn die Babenberge sind doch anders als die Welfe, und das Herzogtum Bayern ist
jetzt ledig, und weil der Markgraf Heinrich der Stiefbruder des Königs Konrad ist, so wird er von
dem Könige Konrad mit Bayern belehnt werden, und wenn er auch damit nicht belehnt wird, so
kann das bayrische Land zwischen der Enns und dem Inn losgetrennt und zu Ă–sterreich gefĂĽgt
Bd I, Wilhering-Waxenberg; Schäffer, Quellensammlung GHft Hagen, Bd I/2, Studie Lengenbach. Schäffer,
Sunelburg.
351
Stifter, Witiko II/2, 523. Grieser/Stifter, Witiko II, 521/22.
352
Stifter, Witiko II/2, 526. Grieser/Stifter, Witiko II, 521, 524. Schäffer, Quellensammlung GHft Hagen, Bd I/2,
Studie Lengenbach: Unter Otto III. zogen die Lengenbacher 1192 in ihre neu- errichtete Längsburg „Neulengbach“. -
Meyer Helmuth OAR, PI 6. Dezember 2010.
353
Schäffer, GHft Hagen, Bd I/2, Studie Lengenbach.
354
Stifter, Witiko, II/2, 442. Auch die Schaunberger hatten (zweimal) die Herrschaft Hagen inne.
355 Stifter, Witiko, I/1,11 („1138“), II/2, 489 (Cholo), III//4, 928 („1184“); Ulrich: III/3, 794, 800.
356
Stifter, Reclam-Ausgabe Nachsommer, 868: Erläuterung: Der legendäre mittelalterliche Sänger Heinrich von
Ofterdingen werde im „Witiko“ als „von Oftering“ bezeichnet.
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Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Title
- Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Authors
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Linz
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 97
- Keywords
- Oberösterreich, Biedermeier
- Categories
- Biographien
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Zum Geleit 1
- Kurzinformation zum Landgut/Schloss Hagen 7
- Adalbert Stifters Umzug nach Linz u. sein Kontakt zu Hagen 11
- Parallelen im Hagen zu Stifters "Nachsommer" 29
- Vergleich - identifizierbare Details zu den äußeren Gegebenheiten Hagens 36
- Vergleich - identifizierbare Details in Innenbereich des Schlosses Hagen 58
- Anregungen zum historischen Epos "Witiko" 76
- Ausklang 82
- Anhang: Wappenwand d. Johannes-Kapelle d. Schloss Hagen 85
- AbkĂĽrzungsverzeichnis 88
- Literaturliste 89
- Kurzer Blick auf die Autoren 91