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AMM ArchitektInnen machen Möbel
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3130 ‚Der Baum wächst nach oben.‘ Jeder einzelne Bauteil eines Sessels oder Hockers, Bank oder Tisches wird genauestens überprüft. Maserung und Farbunterschiede von Kern- und Splintholz müssen ein stimmiges Gesamtbild ergeben. ‚Der Baum wächst nach oben.‘ Mit diesen einfachen Satz erklärt Rainer Eberl diesen zeitaufwendigen, anspruchsvollen Prozess in der Herstellungsphase eines Werkstückes. Ein Qualitätsanspruch, der jedoch sofort sichtbar wird, wenn das Möbel aus Holz schließlich vor einem steht. Ja, dieser Baum wuchs nach oben, nicke ich zustimmend und erfreue mich an dem Zwetschkenholzgestell, das stilvollst vor mir steht und demnächst durch eine Lederbespannung noch weiter veredelt wird. Rainer Eberl ist ein Meister, der sein Tischlerhandwerk nicht nur perfekt beherrscht, sondern mit Leidenschaft und unglaublichen Gefühl sowie akademischen Wissen bereichert. Hier lernen die Studierenden eben nicht nur die hard facts für Möbeldesign, sondern erfahren hautnah, wie das Verhältnis von EntwerferIn und ProfessionistIn im idealen Fall sein sollte. Gleichberechtigt, denn das ermöglicht eine willige Ausreizung des Wissens und der Erfahrung von beiden Seiten und damit optimierte Lösungen. Wenn Rainer Eberl Hand anlegt trifft genau das zu was Tim Ingold als ‚Eine Ökologie der Materialien‘ beschreibt: ‚Denn zum einen ist die Form nicht festgelegt, sondern variiert auf unterschiedlichste Weise, und zum anderen ist kein Material, mit dem irgendjemand jemals arbeitet, homogen. Eines der Beispiele, das sie verwenden und das seinerseits durch (Lamb) Max‘ hölzernen Hocker exemplifiziert wird, ist das Spalten von Holz. Wenn man eine Axt nimmt (oder im Falle von Grünholztechnik einen Keil) um einen Klotz zu spalten, zwingt man dem Klotz keine Form auf, sondern man versucht, die Maserung zu finden und dann werden die Axt oder der Keil ihr folgen. Die Linie, der sie folgen, ist eine, die bereits in das Holz hinein- wuchs, als es noch Teil eines lebenden Baumes war und damit seines Wachstumsprozesses. Das Material, mit dem man arbeitet, ist daher weder formlos noch homogen. Es hat bereits Wachstumslinien, es hat eine Maserung, und der Macher ist nicht jemand, der dem Material seine Form aufzwingt, sondern jemand, der die Maserung findet und sie dann einem sich entwickelnden Zweck anpasst. Ich denke, genau darum geht es beim Machen; es geht nicht darum, dem Material eine Form aufzuzwingen, sondern die Maserung des Weges der Welt-Werdung zu entdecken und ihn dann in diese oder jene Richtung zu lenken, damit er mit dem übereinstimmt, was deine eigene sich entwickelnde Absicht als Designer oder Macher sein könnte. Deleuze und Guattari argumentieren daher, und ich stimme ihnen darin zu, dass der Kunsthandwerker, der Macher oder der Handwerker eine Person ist, die dem Material folgt, die dem Weg nachgeht, den es beschreitet. Und indem sie ihm folgen, werden sie von einer ‚Intuition in Aktion‘ geleitet.‘* Judith Augustinovic *In: Macht des Materials|Politik | Hg. Susanna Witzgall und Kerstin Stakemeier, diaphanes, Zürich-Berlin 2014, S.69
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AMM ArchitektInnen machen Möbel
Title
AMM ArchitektInnen machen Möbel
Author
Judith Augustinovic
Publisher
Verlag der Technischen Universität Graz
Location
Graz
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-681-9
Size
14.8 x 25.0 cm
Pages
104
Keywords
Architektur, Möbel, Sessel, Tische, Stühle, Holz, Nachhaltigkeit
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Geleitwort | Irmgard Frank 7
  2. amm ist gestalterische Haltung und Bekenntnis zu Qualität | Judith Augustinovic 8
  3. Lilli Hollein 11
  4. Eva Guttmann 12
  5. Eberhard Schrempf 13
  6. Gebhart Blazek 14
  7. Marion Kuzmany 15
  8. Thomas Benz 16
  9. Marina Hämmerle 17
  10. Ursula Diefenbach und Christoph Adametz 19
  11. Die Wahrnehmung Möbel | Irmgard Frank 20
  12. Entwurf und Werkstück 27
  13. ‚Der Baum wächst nach oben.‘ 31
  14. Wintersemester 2018|19 . Anna-Lülja Praun Möbelwettbewerb 32
  15. Eugen Gross 33
  16. Antje Senarclens de Grancy 34
  17. Markus Bogensberger 35
  18. KARLI und Eugen Gross 37
  19. amm Möbel 38
  20. Austrian Interior Design Award 2018 57
  21. Präsentationen – Ausstellungen – Messen 58
  22. Positionen der Studierenden 64
  23. An den Hobelbänken 68
  24. Sommersemester 2019 . Handwerk trifft Design 72
  25. Paul Streit 76
  26. Margret Rausch 78
  27. Johannes Wohofsky 79
  28. TeilnehmerInnen seit 2017 91
  29. Chronologie 101
  30. Impressum 102
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