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2Kapitel
Erste Untersuchung
K. war telephonisch verständigt worden, daß am nächsten Sonntag eine kleine
Untersuchung in seiner Angelegenheit stattfinden würde. Man machte ihn
darauf aufmerksam, daß diese Untersuchungen regelmäßig, wenn auch
vielleicht nicht jede Woche, so doch häufige, einander folgen würden. Es
liege einerseits im allgemeinen Interesse, den Prozeß rasch zu Ende zu führen,
anderseits aber müßten die Untersuchungen in jeder Hinsicht gründlich sein
und dürften doch wegen der damit verbundenen Anstrengung niemals
allzulange dauern. Deshalb habe man den Ausweg dieser rasch
aufeinanderfolgenden, aber kurzen Untersuchungen gewählt. Die
Bestimmung des Sonntags als Untersuchungstag habe man deshalb
vorgenommen, um K. in seiner beruflichen Arbeit nicht zu stören. Man setze
voraus, daß er damit einverstanden sei, sollte er einen anderen Termin
wünschen, so würde man ihm, so gut es ginge, entgegenkommen. Die
Untersuchungen wären beispielsweise auch in der Nacht möglich, aber da sei
wohl K. nicht frisch genug. Jedenfalls werde man es, solange K. nichts
einwende, beim Sonntag belassen. Es sei selbstverständlich, daß er bestimmt
erscheinen müsse, darauf müsse man ihn wohl nicht erst aufmerksam machen.
Es wurde ihm die Nummer des Hauses genannt, in dem er sich einfinden
solle, es war ein Haus in einer entlegenen Vorstadtstraße, in der K. noch
niemals gewesen war.
K. hängte, als er diese Meldung erhalten hatte, ohne zu antworten, den
Hörer an; er war gleich entschlossen, Sonntag hinzugehen, es war gewiß
notwendig, der Prozeß kam in Gang und er mußte sich dem entgegenstellen,
diese erste Untersuchung sollte auch die letzte sein. Er stand noch
nachdenklich beim Apparat, da hörte er hinter sich die Stimme des Direktor-
Stellvertreters, der telephonieren wollte, dem aber K. den Weg verstellte.
»Schlechte Nachrichten?« fragte der Direktor-Stellvertreter leichthin, nicht
um etwas zu erfahren, sondern um K. vom Apparat wegzubringen. »Nein,
nein«, sagte K., trat beiseite, ging aber nicht weg. Der Direktor-Stellvertreter
nahm den Hörer und sagte, während er auf die telephonische Verbindung
wartete, über das Hörrohr hinweg: »Eine Frage, Herr K.: Möchten Sie mir
Sonntag früh das Vergnügen machen, eine Partie auf meinem Segelboot
mitzumachen? Es wird eine größere Gesellschaft sein, gewiß auch Ihre
Bekannten darunter. Unter anderem Staatsanwalt Hasterer. Wollen Sie
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Der Prozeß
- Title
- Der Prozeß
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1926
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 158
- Keywords
- Roman, Literatur, Schriftsteller, Prozess
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Kapitel 1: Verhaftung - Gespräch mit Frau Grubach - Dann Fräulein Bürstner 5
- Kapitel 2: Erste Untersuchung 25
- Kapitel 3: Im leeren Sitzungssaal - Der Student - Die Kanzleien 37
- Kapitel 4: Die Freundin des Fräulein Bürstner 54
- Kapitel 5: Der Prügler 60
- Kapitel 6: Der Onkel - Leni 65
- Kapitel 7: Advokat - Fabrikant - Maler 80
- Kapitel 8: Kaufmann Block - Kündigung des Advokaten 116
- Kapitel 9: Im Dom 138
- Kapitel 10: Ende 155