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8Kapitel
Kaufmann Block - Kündigung des Advokaten
Endlich hatte sich K. doch entschlossen, dem Advokaten seine Vertretung zu
entziehen. Zweifel daran, ob es richtig war, so zu handeln, waren zwar nicht
auszurotten, aber die Überzeugung von der Notwendigkeit dessen überwog.
Die Entschließung hatte K. an dem Tage, an dem er zum Advokaten gehen
wollte, viel Arbeitskraft entzogen, er arbeitete besonders langsam, er mußte
sehr lange im Büro bleiben, und es war schon zehn Uhr vorüber, als er endlich
vor der Tür des Advokaten stand. Noch ehe er läutete, überlegte er, ob es
nicht besser wäre, dem Advokaten telephonisch oder brieflich zu kündigen,
die persönliche Unterredung würde gewiß sehr peinlich werden. Trotzdem
wollte K. schließlich auf sie nicht verzichten, bei jeder anderen Art der
Kündigung würde diese stillschweigend oder mit ein paar förmlichen Worten
angenommen werden, und K. würde, wenn nicht etwa Leni einiges erforschen
könnte, niemals erfahren, wie der Advokat die Kündigung aufgenommen
hatte und was für Folgen für K. diese Kündigung nach der nicht unwichtigen
Meinung des Advokaten haben könnte. Saß aber der Advokat K. gegenüber
und wurde er von der Kündigung überrascht, so würde K., selbst wenn der
Advokat sich nicht viel entlocken ließ, aus seinem Gesicht und seinem
Benehmen alles, was er wollte, leicht entnehmen können. Es war sogar nicht
ausgeschlossen, daß er überzeugt wurde, daß es doch gut wäre, dem
Advokaten die Verteidigung zu überlassen und daß er dann seine Kündigung
zurückzog.
Das erste Läuten an der Tür des Advokaten war, wie gewöhnlich,
zwecklos. »Leni könnte flinker sein«, dachte K. Aber es war schon ein
Vorteil, wenn sich nicht die andere Partei einmischte, wie sie es gewöhnlich
tat, sei es, daß der Mann im Schlafrock oder sonst jemand zu belästigen
anfing. Während K. zum zweitenmal den Knopf drückte, sah er nach der
anderen Tür zurück, diesmal aber blieb auch sie geschlossen. Endlich
erschienen an dem Guckfenster der Tür des Advokaten zwei Augen, es waren
aber nicht Lenis Augen. Jemand schloß die Tür auf, stemmte sich aber
vorläufig noch gegen sie, rief in die Wohnung zurück: »Er ist es!« und öffnete
erst dann vollständig. K. hatte gegen die Tür gedrängt, denn schon hörte er,
wie hinter ihm in der Tür der anderen Wohnung der Schlüssel hastig im
Schloß gedreht wurde. Als sich daher die Tür vor ihm endlich öffnete, stürmte
er geradezu ins Vorzimmer und sah noch, wie durch den Gang, der zwischen
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Der Prozeß
- Title
- Der Prozeß
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1926
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 158
- Keywords
- Roman, Literatur, Schriftsteller, Prozess
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Kapitel 1: Verhaftung - Gespräch mit Frau Grubach - Dann Fräulein Bürstner 5
- Kapitel 2: Erste Untersuchung 25
- Kapitel 3: Im leeren Sitzungssaal - Der Student - Die Kanzleien 37
- Kapitel 4: Die Freundin des Fräulein Bürstner 54
- Kapitel 5: Der Prügler 60
- Kapitel 6: Der Onkel - Leni 65
- Kapitel 7: Advokat - Fabrikant - Maler 80
- Kapitel 8: Kaufmann Block - Kündigung des Advokaten 116
- Kapitel 9: Im Dom 138
- Kapitel 10: Ende 155