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567Ernst
Fuchs und seine Zeit
Bei intensiver Beschäftigung mit dem Schrifttum von und über Ernst
Fuchs ergab sich daraus ein Programm: Fuchs, der Arzt in zwei fĂĽr die
Augenheilkunde verschiedenen Epochen.
Einerseits war er schon Augenarzt, als es noch kein anti- und aseptisches
Verfahren gab, als sein weitaus chirurgisch geĂĽbtes Fach noch keine taugliche
Schmerzbekämpfung kannte und als der Th erapie noch vielfach humoral-
pathologische Vorstellungen zugrunde lagen. Andererseits war er aber auch
persönlicher Schüler von Rokitansky und Škoda, die bekanntlich die „anato-
mische Klinik“ schufen, deren Konzeption dann die ganze Welt beeinfl usste.
Es mag zunächst befremdend erscheinen, wenn mit diesen beiden Bildern
begonnen wird, aber sie sollen daran erinnern, dass Fuchs, der Kliniker, auch
sein eigener pathologischer Anatom war. (Welcher Pathologe seziert schon
Augen?) Was diese beiden gemeinsam fĂĽr die Wiener Medizinische Schule
waren, bedeutete Fuchs allein fĂĽr die Entwicklung der Augenheilkunde sei-
ner Zeit.
Zunächst konnte Fuchs für sein eigenes Fach natürlich außer der Methodik
von diesen Lehrern nicht viel gewinnen. Schon Arlt, der geistige Vater der
Fuchsschen Arbeit, ĂĽbernahm die Forderungen der anatomischen Klinik
auch fĂĽr die Augenheilkunde. Aber erst Fuchs wurde der Vollender die-
ser Postulate fĂĽr seine Zeit, und Meller konnte nicht oft genug betonen:
Fuchs war der eigentliche Schöpfer der pathologischen Anatomie des Auges.
DarĂĽber hinaus war die ohne Ăśbertreibung genial zu nennende Begabung
von Fuchs als Lehrer der Grund, dass er mit seinem nicht umsonst „Bibel
der Augenärzte“ genannten Lehrbuch schließlich die Augenärzte der ganzen
Welt zu seinen Lebzeiten und noch weit darĂĽber hinaus unterrichtet hat.
Man braucht nur die Einleitung zur ersten Aufl age dieses Werkes zu lesen,
dann wird man verstehen, warum es eine solche Wirkung entfalten konnte.
Als Fuchs noch SchĂĽler bei Arlt war, machten humoralpathologische
Vorstellungen den anatomischen zumindest auf dem Gebiete der Th erapie
noch deutlich Konkurrenz. Ein Haarseil, wie jenes, das in Bartischs
„Augendienst“ von 1583 abgebildet ist, hat Fuchs noch selbst als Aspirant
bei Arlt bei einer Patientin angelegt. Mit diesem Haarseil sollte – genauso
wie mit dem damals noch häufi g verwendeten Aderlass – den in der
Humoralpathologie als Krankheitsursache angeschuldigten verdorbenen
Säften, der „materia peccans“, Gelegenheit gegeben werden, den Körper
zu verlassen. SchlieĂźlich hat sogar Heinrich Bamberger, der Nachfolger
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Ernst Fuchs (1851-1930)
und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Eine biografische Dokumentation mit Ergänzungen und Erläuterungen
- Title
- Ernst Fuchs (1851-1930)
- Subtitle
- und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
- Author
- Gabriela Schmidt-Wyklicky
- Publisher
- Ă–sterreichische Akademie der Wissenschaften
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8602-1
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 696
- Category
- Biographien
Table of contents
- Biografi sches Selbstzeugnis 19
- Herkunft und Ausbildung 41
- Professor an der Universität Lüttich/Liège 1881-1885 129
- Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien 1883 und die Berufung von Ernst Fuchs 1885 175
- Klinikaufbau, Lehr-und Forschungstätigkeit als Ordinarius an der Wiener Medizinischen Fakultät 1885 bis 1915 219
- Das Lehrbuch von 1889. 18 Aufl agen in deutscher Sprache bis 1945. Ăśbersetzungen und weltweite Verbreitung 263
- Die Beschreibung neuer anatomischer Strukturen und Krankheitsbilder durch Ernst Fuchs und ihre histologische Fundierung anhand seiner Präparatesammlung 295
- Die „Fuchs-Bibliothek“ 403
- Akademische Feiern, WĂĽrdigungen und Ehrungen zum 70. Geburtstag von Ernst Fuchs am 14. Juni 1921 415
- Ernst Fuchs als innovativer Ophthalmochirurg und Erfi nder neuer Instrumente 445
- Schwerpunkte seiner internationalen Lehrtätigkeit – Itinerarium academicum in Auswahl: USA, Japan, China 473
- Lebensausklang, Vermächtnis und Nachruhm 525
- Verzeichnis der gedruckten Arbeiten 541
- Helmut Wyklicky†: Ernst Fuchs und seine Zeit (bisher nicht publizierter Vortrag, Salzburg 1981) 565
- I Literaturverzeichnis 577
- II Chronologische Bibliografi e zu Ernst Fuchs 645
- III Verzeichnis der Abbildungen, Bildlegenden und Bildnachweis 653
- IV Personenregister 663