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Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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211 Tagebuch 1924 oben zu Honoratioren und Russen, nach unten Wiener Künstler und Freunde. In der Mitte Hans vis-à-vis von mir. Ich zwischen Zaloziewsky, Steiner, Kaschnitz u. Jung- nickel, Hörweite Dr. Markowitz, Rathe u. s. f. Energisch mit d. letzten Elektr[ischen] aufgebrochen. Aber doch erst nach Mitternacht ins Bett  …45 Am Samstag Fest für Laske (50 jähr. Geburtstagsnachfeier) ; das Ehepaar weiß gar nichts davon, nur die Nichte ist unterrichtet. Das Atelier faßt genug Menschen. Ich will als Herbst gehen, d. h. als Wein, d. h. als Döblingia*, Hans als Hauer**. Die Huldigung vom 19. Bezirk. Heute gehe ich den Stoff kaufen (als Sommerschlafrock verwendbar). 5.III. Ich war gestern beim Dramaturgen des Volkstheaters u. wollte wenigstens ein (Schreibmaschinen) Exemplar von meinem „Todessprung“ zurückhaben (eines war d. Direktor durch Waniek u. eines durch Dr. Bach überreicht worden). Es dürfte sich aber schwerlich auch nur eines auftreiben lassen. Sehr verstimmt. Dann hab ich einen herbstlaubfarbenen Crêpe-de-Chine-Stoff gekauft, der sehr schön ist. Abends Mahlau aus Lübeck mit Frau (ohne Eindruck) und Kaschnitz, dem ich meinen schwarzen Plüschhut gab, den er in einen jesuitischen umkrempeln will  …46 Heut vormittag war Rapaport da u. hat mir zur Versöhnung weiße duftende Blu- men gebracht. Zur Versöhnung, weil er so lange nichts von sich hat hören lassen. Er war sehr lange da u. das Gespräch ist (wie immer mit einem Russen) sofort ins Gott- suchen übergegangen. Dann aber über Produktivität (künstlerische Produktivität) ins ganz Persönliche. Ich glaube, dieser Mensch sieht mich sehr stark (nicht daß ich stark wäre, aber empfindet stark mein Wesen). Er ist sehr viel mit OK zusammen, der jetzt ein Selbstportrait mit einer Frau und dem alten Plakat (von OK) im Hintergrund malt. Rapaport findet die Farbe zu meinem Herbstgewand ganz mein Wesen sym- bolisierend ausgesucht : abgeschlossen, ausgereift, beruhigt. Ich zeigte ihm die rote Kugelkette, die ich dazu tragen will und er findet auch diese Rückerinnerung, diese konzentrierte Erregung charakteristisch. Wie mich doch die Gedichte nackt vor die Leute stellen.  – Ich bin so erniedrigt. So erniedrigt. Ach ja.47 Freitag, d. 7.III.1924 Gestern Watteauvortrag bei Halles, ich kam spät u. hatte die ganze Hineinfahrt mit Frau Dr. Harabath Witze gemacht. Wurde während d. Vortrags so furchtbar müde, daß ich kaum mehr sprechen konnte. Zuhause kam Brockhausen u. brachte mir die Legende zurück und ein Gedicht dazu, das er 1916 auf den vom Tod erweckten La- zarus gemacht hat. (Mein Gott, wenn die Leute eine Pointe haben, so machen sie * Personifikation von Döbling ** Winzer
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Erica Tietze-Conrat Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
Title
Erica Tietze-Conrat
Subtitle
Tagebücher
Volume
I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Editor
Alexandra Caruso
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79545-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
458
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 9
  2. Alexandra Caruso : Zur Edition 11
  3. Edward Timms : Zum Geleit
  4. Die Aufzeichnungen einer „tiefverzweigten“ Frau 17
  5. Alexandra Caruso : „Der Wiener Vasari“ 21
  6. Tagebuch 1923 30
  7. Tagebuch 1924 186
  8. Tagebuch 1925 308
  9. Tagebuch 1926 384
  10. Alexandra Caruso : Zur Spanienreise 387
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