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Tagebuch 1924
ter, kleiner, halbrunder Mund, wie ein Halbmond, Halbmondmund. Wenn er sich leise
kräuselnd öffnet, kommt noch lange kein Laut – erst hängt man an ihm mit den Blicken
gespannt, und lauscht aufmerksam – dann sagen die Augen was – kommt eine zögernde
Handbewegung, von den Schultern hemmend zurückgehalten, dann werden langsam von
diesem Halbmondmund Worte geboren. Dunkel gefärbte, reife Worte ! Und unabänderlich
bestimmt sind diese Worte !“ (Granach 1990, 405.)
Ob das Manuskript ihres Dramas „Todessprung“ zu Granach gelangte, bleibt ungewiss.
Eine Antwort ist jedenfalls nicht überliefert.
15 Der Name ist mit Vorbehalt als „van Harpen“ zu entziffern. Vermutlich handelte es sich
um den holländischen Kunsthändler und Publizisten Nico van Harpen. Die entsprechende
Publikation HTs bzw. ETCs wäre Tietze 1924d.
16 Karl Lanckorońskis Polemik zu den Vorgängen an den Museen, in : Lanckoroński 1924.
„Da jeglicher Verkauf von einmal musealisierten Objekten am Tabu der Unveräußerlich-
keit“ rüttle, lösten die Verkaufs- und Tauschvorhaben von Kunstwerken durch die Museen
heftige Diskussionen aus und wurden „zu einem zentralen Angriffspunkt auf das Reorgani-
sationsprogramm“ (Posch 1997, 149). Zu Tietzes Museumsreformprogramm siehe weiters
Posch 1992.
17 „Religionrechnung“ – Tietzes gehörten der evangelischen Religionsgemeinschaft an, ETC
von Geburt an, HT seit seinem 13. Lebensjahr, nach der gemeinsam mit Brüdern und Vater
vollzogenen Konversion. Seit dem Staatsgrundgesetz von 1867 war es auch der evangeli-
schen Kirche gestattet, von ihren Mitgliedern Kirchenbeiträge einzuheben.
Zu Alfred Döblin und der Verleihung des Kleist-Preises siehe TB 1923, 17.9., 5.10.
18 Nach seinen Erfolgen als Bühnenarchitekt in Berlin (TB 1924, 28.1.) wurde Kiesler von der
GFMK mit der Erstellung eines Programms für eine „Ausstellung neuer Theatertechnik“
beim Musik- und Theaterfest der Stadt Wien beauftragt (Lesák 1988).
Anregung und Organisation des Musik- und Theaterfests der Stadt Wien waren dem
Leiter der Sozialdemokratischen Kunststelle, David Josef Bach (TB 1923, 21.8., 8.11.), zu
verdanken gewesen. Das Fest bot den Rahmen für die beiden herausragenden Ausstel-
lungsereignisse des Jahres 1924 : „Ausstellung neuer Theatertechnik“ sowie „Internationale
Kunstausstellung“.
„Bach was by no means a doctrinaire Socialist, for he envisaged a cultural consensus that
would draw performers from different factions into his orbit. Thus the programme for the
Musik- und Theaterfest der Stadt Wien […], for which he was responsible in 1924, in-
cluded a play by Richard von Kralik, the doyen of Catholic culture. However, radical spirits
within the Party felt that Bach was selling out to the bourgeoisie.“ (Timms 2006, 58 ; zu
David Josef Bach bzw. dem Fest der Stadt Wien siehe Warren 2006 sowie Armstrong/
Timms 2006.)
19 „Programm für Kirstein eingerichtet“ – gemeint ist ein Besuchsprogramm für den Verle-
ger Gustav Kirstein in Wien. Kirstein war einer der Verlagsleiter des Seemann-Verlags
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Title
- Erica Tietze-Conrat
- Subtitle
- Tagebücher
- Volume
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Editor
- Alexandra Caruso
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 458
- Category
- Biographien