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III, Erzählungen.
Person, die sang — tönte dcrwcile unai,
mit dem Nachspielen ging es abcr nicht so liuln
Ich hatte das Lied nämlich nicht in Noten,
Anch merkte ich wohl, daß ich das wenige der
ziemlich vergesse» hatte. Ich konnte daber nichl
dns und das, sondern nur überhaupt spielen,
Obwohl mir das jeweilige Was der Musik, mit
heutigen Tag, Eie spielen den Wollgang Amc°
dens Mozart und den Tcbnstiau Vach, aber den
lieben Gott spielt leiner. Nie ewige ^'.'c'lNla!
und Gnade des Tons und Klangs, seine wunder
tätige Übereinstimmung mit dem durstigen, zer.
lechzenden Ohr, daß — fuhr er leiser uud schäm
rot fort — der dritte Ton zusammenstimmt nii!
dem ersten und der fünfte desgleichen, und die
>Iot2 Len8ibi!i8 hinaufsteigt, wie eine erfüllte
Hoffnung, die Tissunanz herabgebengt wird alo
dnrch nnch die Telnnde znr Gnade gelangt in
den Echos, des Wuhlklangs, Mir hat^dac' a»eo,
obwohl, viel später, ein Mnsiter erklärt. Und,
wovon ich aber nichts verstehe, die tu^a uud das
:> ti-e uud so surt, ein ganzem Himnielc-gebände,
eines ins andere greifend, ohne Mörtel ver-
bunden und gehalten von Gottes Hand, Ta»
van N'ill niemand etwas wissen bis auf wenige,
Vielmehr stören sie dieses Ein- und Ansät,nen
Gemüt, Herr, schlost er endlich, halb erschöpft,
die Nede ist dem Menschen notwendig wie die
Cveife, man sollte abcr nnch den Trank rein
erhalten, der da tomnit von Gott,
Ich kannte meinen Mann beinahe nicht mehr,
so lebhast war er geworden, Er hielt ein wenig
innc. Wo blieb ich nur in meiner Geschichte?
sagle er endlich, Ei ja, bei dem Liede nnd
meinen Versuchen, es nachzuspielen. Es ging
aber nicht, ^cl> trat ans Fenster um besser zu
hörcu, Ta ging eben die Sängerin über den
Öof, Ich sah sie nur von rückwärts, und doch
la,n sie mir betaun! vor, ^ie trng einen zlorb,
Geraten scharren, wobei die Etinime einmal
dumpfer und einmal bellrr klang, wie eines,
das sich bückt nnd in eine Höhlung hineinsingt,
dann wieder erhebt uud aufrecht dasteht, Nnch
eiucr Weile kam sie zurück, und unn niertte ich
erst, warum sie mir vorher bekannt vorkam. Ich
kannte sie nämlich wirklich seit längerer Zeit,
lind zwar aus der Kanzlei,
Tamil verhielt es sich so, Tie Amtsstunden
fingen früh an nnd währten über deu Mittag hinaus. Wehrcre von den inngeren Veannen,
die nnn entweder wirtlich »nnger inlilten, oder
wollten, pflegten gegen elf lllir eine «leinigleit
zn sich zu uehnien, Tie !'n-n>erl'->le>,!e, die ,>>>>>>
zu ihrem Vorteile zn bennNen nniien, erfrai,,,,
den seciern,änlern den Weg nnd brachttn ilne
üd >'',i,ig danni Innstellien, ^'in Vmler
verlauste lleiüe We,sU'>0le, die ^l'NN'mi >lirs>t!en.
Vor allein aber waren gewifie >li>>l!eu
die einco benachbarten Grievlel-> ?0,l'ier selbst
Ilinans, nud n»r selten lani sie, gerufen, in
die Äniioslnbe, wo dann der etn'.io gräiululie
>!anzlei!,'0rsleher, wenn er >>irer gen'a>,r nnnde,
ebenso seilen ermangele, sie ilneder znr Türe
hinan^zuiveisen, ei,, <^>ebot, dein sie fich nur init
Groll, und unwillige Worle niniinelnd, fugle.
nicht für fchün, 2ie fanden sie zn Nein. ^
die 7varbe ilner Haare nnltt ^n l'es!i,,,n,eu, Tasz
fie >!ane>,a,,gen l>>i!.'e, l>/slritten einige, Pocken
gruben aber g>i!'>',, >,Ü! ',11, ^>ur von >>>,>,!,
ftäniinigen Wnchs sprachen alle nul >'>,>>,!!,
schalten sie aber grob, nno einer il'nßte viel
er noch ach! Tage nachher gesühl! !>,,>>,! ,,','ü^.
Ich selbst gehörte nicht unter i!>>e «nnden,
Teils fel,I!e ,nir's a,, Geld, teils habe ich speise
nnd Tränt wohl immer ^ oft nnr zu sehr —
al>7, ein Bedürfnis n,!erkennen niiissen, Lust nnd
Vergnügen darin zn snchen aber, ist mir nie
in den ^,nn getommen. Wir nalnnen daher
leine '.>>otiz voneinander, Einmal nnr, nm nnch
zu ncclen, machten ihr meine^ameradcn glauben,
ich hätte nach ilnen Es,U'aren verlangt, ^ie lrat
zu meinen, Ärbeilc^ifcl, nnd bielt niir ilnen
wie ich die ^chelmerei gleich weg hatte, er-
klärte ich ibr's anf>> beste, 1'inn, so fcbenien Tie
mir wenigstens einen Vogen Papier, nni meine
^lnchcu darauf zu lege», sngte sie. Ich inachte
ihr begreiflich, daß das Kanzleipapier sei n,,d
nicht mir gebore, zu vmn'e al>er lnUte ich welchem,
das mein wäre, davon wullt' ich il,r bringe,,,
Zu Hause habe ich selbst geung, sagte sie n
nnd schlug eine kleine Lache aus, iudcm sie
fortging.
Tas ivar nur vor wenigen Tagen g, l
und ich gedachte aus dieser Velanntfcbaft sogleich
Nunen iur n,ei,ie,i Wunsch zn zieben. Ich
fe>>!te, unter den Rock, nnd ging anf die >lan-,lei,
wo ich, n,n mich nicht zn uerr>>ten, nieinen
»n'nisch niit grober llnbeaneniliclüeit auf dem
Leibe behielt, bis ich gegen mittag aus dem
Eiu« uud Ausgeben meiner Kameraden nnd den,
Geränfch der tanenden Backen beinerlie, das; die
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik