Page - 214 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
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214 IV, Satiren,
Voltaire.
Nun stand Österreich verlassen und aNein
und Napoleon der Große, der Eroberer der
halben Welt, der zweite Alexander der Gruße,
hat alle Staaten Tentschlands erobert,
Friedlich.
Vis anf Preußen, nicht wahr?
Voltllirc.
Ei ja doch! Preußen spielt ja mit ihm nuler
der Necke.
Friedrich.
Das gefällt mir nicht.
Voltaire.
Was?
Friedlich.
Nach deiner Erzählung betrachtet man jetzt
Frankreich als dominierende Macht und Preuße»
als ein — als — wie soll ich nur sagen —
Voltaire.
Als eine Null meinst du!
Friedrich.
Pardon! Nas meine ich nicht! Aber so als
Voltaire.
Nun ja, als Alliierten! Wie anders?
Friedrich.
Du verstehst mich nicht recht, Voltaire, O
unsre platte, arme, rauhe deutsche Sprache hat
dasür kein Wort! — «u du^toüe wollt' ich sage,,!
Voltaire.
Vi, was tümmert das mich!
Friedrich.
Aber mich desto mehr!
Voltaire.
Laß die Grillen fahren, alter Teutscher!
Friedrich.
?i llane, Voltaire, wer wird so unartig sei». Voltaire.
Wieso?
Friedrich.
Ich glaube, du hast es heute darauf angelegt,
din lein Teutscher, ich will wenigstens lein
Teutscher sein.
Voltaire.
Nun denn^ so sei heute einmal ganz Franlc!
Verderben den Österreicher»!
Friedrich.
Auch als Preuße rufe ich: Verderben den
Österreichern! Wie sich doch die Sieger von
Kollin jetzt betragen werden!
Voltaire.
ha, ha, ha! über den nenuzigtägigeu Krieg!
Krledrich.
Neunzig Tage dauerte nur der Krieg!
Voltaire.
Wien ist erobert!
Friedrich.
Ich will dir einen Altar bauen Napoleon!
Voltaire.
ziH töte, o lillH, 1in»I Gcl,t zum Tcul'el, ihr Hunde!»
Was ist das? Friedrich.
Voltaire.
Vermutlich ist eiuc Schlacht zwischen Öfter»
reichern und Franzosen vorgefallen.
Neide.
Schreiben des Nachtwächters Germanikus Walhall.
Ner Unterzeichnete fühlt sich gedrungen, vur
den hohen Behörden und dem gesamten deutschen
Vaterlanbe hiermit ein Geständnis abzulegen,
das, wic er hofft, ihm selbst und den armen
Scinigen nicht zum Tchaden oder wie immer
geeigneten Nachteil gereichen soll. Es sind näm-
lich seit einiger Zeit eine Reihe politischer Gc«
und Nachtwächter, Lebendiger, Verstorbener cl- schienen, welche so glücklich waren, sich den V«>
fall eines verehrten Publikums, wenn auch nicht
einer gleichmässig verehrten hohen Vehürdc zu er-
werben, Ticse Gedichte nun, wozu ich die Rainen
unschuldiger junger Leute borgte, sind sämtlich
vou mir, dem Unterzeichneten, in Stunden drs
Mißmutes und Ärgers verfaßt. Vor allen, muß
ich mich nur wundern, daß man auf das Ge»
hcimnis eiurr einzigen Autorschaft bei samt»
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik