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310 V. Studien,
der Bischof Cranmer, der Vater der '1>e!or,na
tion, der einzige von den Geistlichen ist, der die
durch Leidenschaft bedingte Scheidung des »onigs
gutheißt und billigt, Ter »öiog selbst mit
salsch »,'ären, ihn zu dem verächtlichste» ,^enchler
machen würden, und wären sie wahr, fv tönnie
er nicht am Ende jener Stantsoersammluug,
nachdem er eben erklärt, er würde, wenn über
sein Gewissen bernlngt, mit Freude fort und ivrt
Entfchcidnng der «ardinäle vor sich hin sagen-
das Ting dauert niir zu lange- ich will den
Bischof Ernnmer zu ^!ate zieln'n, Auch ist es
eine wunderliche Schmeichelei für Elisabeth, ilne
die wahrscheinlich erst später auf «önig Iatob
ansgedelnit lvurde, ilder >var es vou vornherein
auf Iatob abgesehen, wie Maebeth? Tann er»
llärtc sich das Ganze Uiel leichter,
Tie lustigen Weiber von Windsor stehen in
leinen: besonderen Kredit bei den Sliatejpeare^
ein sehr lustiges Stück und manchem bewunder-
ten vorzuziehen, Tiefe Masse vvn komischen
Figuren, wie er die beiden Ehemann,! im
Gegensatz zu halten gewnsit, init deni Feenanf-
trittc die Sache ins Pveiifche gebogen nnd end
lich die wahre Liebesintrige i,i den 3paü ver
webt hat, das alles ist besser als manches andere.
Ein englischer Knnstrichter hat das scheinbare
Paradoxon aufgestellt: FnIIstaff sei nicht feige.
Er ist's eigentlich auch nicht. Er >uar gewiß
in seiner Jugend herzhaft, so wie ei bei seinem
Verstände gewiß noch manche andere gute Eigen-
schaft befaßi aber die Lebenslust hat alle- >,',!
schlungen, Ter moralische Speck, mit dein Plmsi,
schcn zugleich wachsend, hat ihn ganz in Behag-
lifche Laune, von der er öfter spricht, ist nichts
als das halbunbcwnßte Gefühl feiner Verlebn
heit, hierin liegt wohl mit ein großer Teil
der Ursache, warum uns Fallstasf, er mag tnn,
was er will, nie verlebt nnd so sehr unser
Liebling bleibt, daß der Schluß des zweiteu
Teils von Heinrich IV, beiuahe nicht befriedigt.
Übrigens ist auch gewiß, daß über die Hälfte
diefes letzten Stückes hinaus die erste starte
der Begeisterung etwas von Shakespeare ge-
wichen ist. Es ist auch hier alles vortrefflich,
aber Shakespeare hätte es noch besser machen
können,
Maß für Maß,
Gervinius hat in seinem absurden Kummcn-
tar über Shakespeare nicht übel Lnst, dieses
Stück mit Othello in eine Neihc zu stellen, ja
stellen des Lehrhaften den hauptvorzug eines
dramatischen Wertes ausmache, sieht er sich sogar genötigt, il,,n Vm'ziiqe vor jene,» MVisiei'
stücke Lhaleiveares eiüUiianiiien, ')>i,,, I,at nlnr
Mas-, !>ir Mas! allerdings meisterl'aite, minder
neulich.' ^liige, qeliört aber darnm twct, ni>!uo
destuwenig^' üiitrc die i!i,i!>'!,uani,'>,'!! ^!n,1e
Shakespeares, Vmi Uvrnlielein i>>,adet deni
3lu>Ie, daß es aus al'snrde ^c'iaussennnqen
gebaut ist. Ein Gcseh, daß jeder, der sicl, „ui
^ Ij
mit dem Tode zn bestrafen ,Vi, ,n l,ochsten,^ ,
i,i Tausend nnd einer '.>iacht nnter einen, mal-
I>,',',!!>>!>!>,I >l,u,,e,i denll'ar,' Tadurcl, deloninit
das Ganze etloas Wil>t,ü!^ ,mae in
den ergreifenden ^',>n>,i verfclm'mixt, ader doch
immer dnntel mbe,,I,er sclnvedt, das >^>an',e ^n,n
3piel steinpelt und aus den, Leben auf die
^,>,a>!>,'!llm>' verweist, Tas bat ancl) Slialefpearc
gau,^ ricbtia enipsüiiden nnd i,, t>i,,e,,i ieour
ernsiliaiten ^tiicte de,n >!o„,ifcl!en einen so be-
träcbllicben )!>aiiin gegönnt, Tieies 'U/,,^,,,,i
hafte erstreckt j,>!' ,,,,>!, ,>>,f den Verfolg d.'>'
handlnng Tiejes llnterfchieven Mari.,,!
Isabella nnd so manches andere tann niiin ü,ü
re.ln ivvbl gefalle,, lassen, nni feiii Vergniige,i
ein Stück Leben vor sich zn haben, was doch
eigentlich die Aufgabe des ?iama ist, Tas
,V>n>!,'!veidie,,st sind die ^liaratleve, nannnM^
der Ifabcllens, der nlleri),,,gs nnter das Vc>»
trefflichste gehört, was Shakespeare je i,i dieser
werden anch ebenfv gehalten, ivenn es del'Ga!,>>
der Handlung crlnnbt, Tas ist ancl, init seinen
Hauptpersonen in seinen voltrenlichen Stiiclcil
immer der Fall, >',,, o>,, _!!!>!>,, ',>,>e,l,i:
Ranges aber legt er die Lliaraltere nach de,i
Iiecreltietenden vanvtbegebeülieitcn an, n,a,lit
Lnst an ilmen gebiis;! oder das Vnnte, >vvl,l ,ia>^
Vlbsnrdc der Handlung ibrer Ent!v!llel!,!!!i i,,l
Wege steht, sie ans die Seite ,-,,> iclneten >i>,d i,e
für eine Zeitlang ganz zn vergesjen. Tas ist
ihm sogar, in einem seiner unbesn m,,, ^
MeisteiU'crte, mit der Figur der Lady Marbel!»
gescheln'ii. Sobald sie ihren Zweck, oen ^inttcn
znm V^cord anzuspornen, erreicht l,at, s,l,,e!.!t e>
sie, weil er keinen Platz mein Nil iie hat, bei-
seite, nnd sie bekommt dadurch bis zu ihrer
lechteu unübertroffenen Szene etwas Untere,^
ordnetes, ja Ängstliches, was eben ?,Vlt. de>
leinen Fehler in Shakespeare zugeben will und
gibt, verleitet hat, sie für eine zärtliche ^.Ulüi
und gute Mutter zu erklären. 2o ist es auch
mit Isabellcu, Vou vvrnliereii! ist sie einer
der herrlichsten Charaktere, die je ein Ticlner ,n
feiner Begeisterung geschaffen hat, Taß i>e
dentigkcitcn, ohne Zeichen des Wide, le,!!, ,^ ,
lnnnimmt, lvollen Nnr mir dem Lharatter dl'r
Zeit cntschlNdigen, der allerdings minder ekel
war, als der unsere; von dem Augenblicke ad>.,
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik