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300 V. Tt i id icn.
diese Freihcitsfrage war zu einem Völlerciuf«
schrei geworden, und keine der Negieruugeu
Europas hatte es wagen dürfen, der allgemeinen
Stimme der zivilisierten Welt diese Geuugtuung
und den deutschen Befreinngstrieg, >oar i,iit
seiner Politik noch immer in der ^eit zurück-
geblieben, wo die Kabinette in strenger Sonde
rung vo» den Poltern dastanden, wo man nnr
die Maitressc des Fürsten oder den «ammer
dicner des Günstlings bestochen zu I,aben
brnuä)te, um jedes politischen Erfolges sicher zu
seiu, Oder vielmehr sein ganzes Bestreben ging
schon zurückgebracht und verzweifelte daher uicht
nu der Möglichkeit des Geliiigcns, Dieseu Irr«
tnm wollen >vir ih>,i uerzeiben; als aber die Er<
saliruug die Nnniöglichteit der Verivirtlichnng
seiner zlouservativpolitil gezeigt hatte, ivelche
Torheit, welcher 'Aberwitz, sich von der orien-
talischen Frage, einer Lebensfrage für iisierreich,
entweder aus getränkter Eitelkeit felbsi anszu-
schließe,! oder ans Unschicklichkeit ausscl,l,cs,>,,
,zn lassen, TcrMisigriff >oir?!e uach zwei Seiten -
d.ninal gab das ^üchtanschließe» Österreichs
a ,^ die allgeineine Forderung der Pforte Mul
z,,,n Widerstand nnd führte dadurch den rnssi-
jchen Feldzug herbei. Zweitens beraubte fich
Österreich durch sein Anssclilieüen oon der Proze
dur auch seines Votums bei der Entscheidung
nnd niusUe rulng n,,t anse!<en, wie der Vertrag
vou Adrianopel die Selbständigkeit der Türlei
auf immer vernichtete, Tcr Fürst hat sicl> in
spaterer (jeit, bei Enlstehnng der Ta,npffchisf-
slilirt, niit wohlgefälligem ^ml,e>n die neue
^ indelsoerbindnng als feine >)d.'e zuschreiben
bei einer Verhandlung, die den Nüssen das
Tonau Tclta und dadurch das Schicksal des
Tonanliandels für immer iu die Häude gab,
?ie nächste Neilienfulge trifft nun die ^nli
revolutiou, Ties Ereignis ivar zu drohend,
üi.ltt nur für die abfolnten Staaten, sondern
siir die ganze Welt, als das; man es nicht ver-
ze:l!licl,, ja klug finden sollte, wenn die drei
Vorübergehen der Gefahr wieder seine persön-
lichen Interesse» zu besorgen uud die nicbt
weniger moustrose Verbindung geheimer Feinde
untereinander wieder aufzugeben. Aber auch
abgcfehcn von der Versäuniimg dieses Zeit»
Punktes, lies; sich der Fürst gleich anfangs zwei
unersetzliche Fehler zuschulden kommen, Veidc l,!n >,>,! die inneivn V,', lnMmiie '> si>'>>>',,>!,!
und sind daher bei der ''ll's,l,,i!,ni,g des >
unseres Acannes von '.'Insländern ,,ie gehörig
gcil'indigt worden,
''sierreich ,oar die ersie '.')>a>!'!, n>il,l'e n,,.
mittelbar ans die Nacln'icbt von der ^nlireuo^
lution ihre Militärmacht verflalNe, ?iese Vcr
melnnng !var nnnölig, de,i anfnclingen Vnnd
der drei Ätächte voransgescht ^ nnz,i>> ,>! > >,^ ,
>vcnn Ziusiland eine Toppelrolle spiele,, wollte;
wiederliolie Vanleroite nn, alles Vcrlranen ge
bracht, halte eben im Ial,re 1.^ 30 angefauaeu,
s,,l! ai,s seiner Zerrüttn,,g zn crl,olen, Tas
Budget dieses ^alnes bol, seil eineni ^ienschen-
aller znni ersteunial, einen nnbedentende,, llber<
schns', der Einnalinieu über die Ansgabeu dar,
Tiefe giinfligen Änsiclttcn wurden durch die
ncnen ^ü'istüngen iiir alle Znlnnst ze,s,ort, Ter
velinebrte ^iilitäretat, in den der Äoel iel,r
dnicl, '.'lnlel,en zn deckenden ^liislagen dergestalt,
seine Staalssclnild nni ^!M ^lillionen uergrösiert
und sich der ^age nal,e gcbraclit sal,, ,iene '>>,,-
Icl,en, blon zur Tectung der Einsen, ani',n
nehmen, >oas, ivie man zugeben wird, bereits
der ausgesprochene Bankerott ist. Aber noch
nicht genug! Tie Unmöglichlcit, die uermelnte
sich Österreich, wie bein, Beginne, >uiedrr oline
fcblagfertige leeres,,,acht, aber ancl, olme Geld-
iniliel, eine solche ins Fcld zn stellen! ^ian wird
einwende»! die jetzige Gefaln isl gron, aber die
danialige war es nicht minder. Was hätte man
tnn sollen? Antwort: was Prenszen getan hat,
das auf seiner >>nt war, aber nickn un, einen
/^age erlaubte, Aber freilich baben dafür seine
, inner der Eitelkeit cntbelirt, die Schieds«
ricktter von Europa zn lieißeu und den Schulde,>,-
macüeru zu gleichen, die, indem sie das Gold
mit volle» Händen wegwerfen, dafür uun dem
durch allmähliches Ignoriere» nach nnd nach
außer Ubnng zu bringen, war seit jeher eine
der >>iliptan!gaben der osterreicknichen Ttaats-
knnst gewesen, Wenn der Villigkeiisfinn einer^
scits der Willtür abgeneigt ist, so inns'l.' er
andererseits wohl erkennen, das; in der egoislisch
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik