Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
Page - 399 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 399 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II

Image of the Page - 399 -

Image of the Page - 399 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II

Text of the Page - 399 -

VI, drei oder vier Tagen war der erste Att, beinahe ^ch lief damit sogleich >^i 3chrei>vogel, um eo ihni vorzulesen. Er war im höchsten Grade be- doch ja fortzufahren, Ebensoschncll entstanden der zweite uud dritte Att, Noch erinnere ich mich, daß ich an der großen Szene, wo Iaromir ^,ll,cn zur Flucht beredet, von fünf Uhr i-iorgeno bis fünf Ul'r nbcuds geschrieben habe, olnie ^iul,epiinti und ohne etwas zu mir zu nelm,en Meine Mutter klopfte zur Zeit des .! nüsnickcs und des Mittagsmahles vergebens an die Türe, Erst abends ging ich Iiervor, machte einen Spazicrgang über die Baste, nnd aß zur Nacht mein Mittagmahl, 2a fiel plötzlich kaltes Wetter ein, und es war, als ob mir alle Gedanken vergangen wären. Ich schlich ganz traurig zu Schrehvogcl und nicht ginge, Er meinte aber, es werde fchon wieder kommen. Und fo geschah es auch. Nach ich das Stück mit derselben Raschheit, mit der eö begonnen war. In nicht mehr als füufzehn oder sechzehn Tagen habe ich es geschrieben, Cs wurde nun Schreyvogel übergeben, da» mit er über die Ausführbarkeit entscheiden möge, ich ihn beträchtlich abgekühlt, Schrcyvogel war ein vortrefflicher Kopf, in gehörigem Abstände allerdings eine Art Lessing, Nur hatte er außer der logischen Schärfe mit" seinem Vorbilde auch als ein Erzeugnis aufquellender eigener An« ichanungen waren. Er wußte nun nicht recht, wohin er mein Mondkalb anreihen sollte, nnd war ängstlich, nicht als ob er den Gespeusterspnt oder die sogenannte SchicksalZidce verworfen !>atte, er verlangte vielmehr, daß letztere mehr herausgebildet werden sollte, namentlich der ganz unberülnt gebliebene Umstand, daß das jetzt lebende Geschlecht geradezu die Frucht der ^umv der Ahufrau sei. Als ich mich darein nicht finden wollte, erbot er fich sogar, mein Stück zn überarbeiten, es sollte dann als unser gemeinschaftliches Werk erscheinen, Tagegen protestierte ich; es sollte entweder gar nicht aufgeführt werde», oder als mir an- gchürig, «chrehvogel hatte bereits mit den Schau- spielern gefprochen, denen er die Rollen zuge- dacht batte, Madame Schröder wählte bloß uom Hörensagen das Stück zu ihrer Einnahme nnd für sich die Rolle der Berlha und des Ge- s rennen, ieur, der den Iaroinir geben sollte, bc- fimne mich in meiner Wohnung in dem soge- nannten „Elend", wo er dann erstanut war, den Lichter am Schreibtische in dein Nolnlelm > '>! seines Vaters sitzen zu sehen, auf welchem :e!mfi„I)le, wcu das Rohr dnrchgefeffeu war, durn! cm quer darüber gelegtes Viett ein neuer Sitz improvisiert war. In diefcm Getümmel verlor ich ganz den Überblick, Ich machte die verlangten Ände- rungen, durch welche mein Stück nicht besser wnrde, zum Teil anch darum, weil ich sie nur äußerlich anfügte, Ich habe sogleich nach der Aufführung bemerkt, daß durch diese „tiefere Begründung" mein Stück ans einem Gespenster- Märchen, mit einer bedeutenden, menschliche» in der Werner uud Müllncr damals sich beweg- ten. Bei den späteren Auflagen wollte ich auch geradezu auf mein urfprüngliches Manuskript zurückgehen, Ta ich aber bei der zweiten Redal- manchcs in der Mttion und sonstigen Anord- nung geändert hatte, welches alles mit Rück- blick auf jene Erweiterung der Ideen geschah, so hätte es einer dritten Überarbeitung bedurft, was mir viel zu langweilig war. Jenes ur» Nuu kamen die äußeren Verlegenheiten, die, wenn fie mir nicht von andern abgenommen mein Stück zurückzuziehen. Es wnrde bei der Zenfiir eingereicht und Verbuten, Vurch die ikunne^,ionen der Schauspielerin Madame Schrö« Wort mitreden durfte, wurde es erlaubt. Es ist aber nach dieser ersten Vorstclluug zum zweiten Male verboten worden, Ta tritt denn der pensionierte Hofschanspicler Lange, der den zu seiner Einnahme geben wollte, in die Tchranlcu, nnd mit seiner Rührung als tragi- scher Vater brachte er die Erlaubnis auch für tümcr des Theaters an der Wien, Graf Palfsy, mit utilitarifchcn Grüudeu und erklärte, wenn man ihm die Stücke, die Geld eintrügen, ver- biet?, müsse er sein Theater zuschließen, NaZ wirkte, und Varrabas ward freigegeben. Ich habe den Ereigniffeu vorgegriffen uud kehre zurück, Tie Schauspieler wareu vou ihren Hoffchaufpielcrin Madame Schröder und des pensionierten hofschausftielers Lauge, die Gast- so aufzuführen, wie es wohl anf keiner deutschen Bühne wieder gegeben worden ist. Es wnrde darum auch dem Theater an der Wien der Vor- Erscheinen vor dem Publikum gcgebeu, NaZ alles geschah ohne mein ^ntnii, ja bei- der Tag der ersten Vorstellung s3I., Jänner 1817). Meinen Namen anf den Zettel drucken
back to the  book Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II"
Grillparzers sämtliche Werke Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
Title
Grillparzers sämtliche Werke
Subtitle
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
Volume
II
Editor
Rudolf von Gottschall
Publisher
Hansa-Verlag
Location
Hamburg
Date
1906
Language
German
License
PD
Size
11.2 x 15.9 cm
Pages
552
Keywords
Dramatik, Literatur, Gedichte
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Jugenddichtungen
    1. Blanka von Kastilien 4
    2. Wer ist schuldig, Lustspiel 72
  2. II. Gedichte 85
    1. Lebensbilder 87
    2. Liebeslyrik 105
    3. Reisebilder 109
    4. Aus dem Reiche der Kunst und Literatur 113
    5. Zeitgedichte 131
    6. Verschiedenes 144
    7. Aphorismen und Sprüche 155
      1. Selbstbekenntnisse 155
      2. Kunst und Literatur 158
      3. Zur Politik und Zeitgeschichte 165
      4. Lebensweisheit 169
      5. Albumverse 171
  3. III. Erzählungen 175
    1. Der arme Spielmann 177
    2. Das Kloster bei Sendomir 194
  4. IV. Satiren 207
  5. V. Studien 221
    1. Studien zur Literatur 223
      1. Zur deutschen Literatur 228
      2. Zur spanischen Literatur 254
      3. Zur englischen Literatur 307
      4. Zur französischen Literatur 315
      5. Zur italienischen Literatur 319
    2. Studien zur Aesthetik und Poetik 312
    3. Studien zur Geschichte und Zeitgeschichte 349
  6. VI. Biographisches 373
  7. VII. Aphorismen 519
    1. Zur Philosophie und Religion 521
    2. Zur Welt- und Menschenkunde 529
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Grillparzers sämtliche Werke