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VI, Biographisches
Wechsel, er schickte ihm die Sappho im Manu-
skript, Ta erhalte ich denn ein Schreiben von
Müllner, in dem er in den gesteigertsten Aus-
drückn, seine Villigung des Stückes ansspricht,
nur sollte ich den eisten Alt weglassen, meinte
er. Ich schrieb ihm in dem Tone, wie es dem
Jüngeren gegen den Älteren zukommt, die
Gründe, warum mir dieser erste Akt notwendig
bust, daß er in seinem Mitternnchtsblntte eine
Kritik erscheinen ließ, die über das Stück vom
Anfange bis zu Ende den Stab brach. Ich hätte
Brief drucken zu lassen, um ihn durch sich selbst
zu widerlegen, Ich tat es nicht, wie ich denn
überhaupt auf Kritiker nie geantwortet habe,
nicht aus Ängstlichkeit, sondcru aus Verachtung,
Ner Ertrag meines Stückes war wieder höchst
unbedeutend. Nie Theater in Deutschland hono-
rierten damals äußerst bcttclhajt, ja ich er-
innere mich, daß eine königliche Hofbühne für
die Sapftho, die in ganz Deutschland mit Enthu-
zahlte, welche ich nur darum nicht zurückwies,
weil eine Kompensation mit der Forderung
fines dortläudigen Dichters an das Wiener Hof-
Für den Drnck des Stückes erhielt ich An-
träge von den meisten deutschen Buchhand-
lungen, ich gab es aber für ein buchst mäßiges
vaterländischen Gefühle, weil es mich verdroß,
daß ein österreichischer Dichter durchaus eine
sremde, wenn auch deutsche Protektion nötig
haben sollte, Ich tat unrecht, denn die Ver-
schr durch die mißliebige Wiener Firma be-
schränkt und gehemmt.
Nachhaltiger aber wurde unser ökonomischer
Zustnud durch die Vorsorge der Staatsbehörden
verbessert, Graf Stadion, damaliger Finanz-
minister, dem die Wiener hoftheater unterge-
ordnet waren, ließ das Bnrgtheater mit mir
durch den mir, bis ich im Staatsdienste be-
fördert werden könnte, als Theaterdichter ein
Gehalt von jährlichen 2000 fl, Papiergeld zuge-
sichert wurde, Selbst Fürst Metternich ließ mich
freundlichste, Cr belobte mich und mein Stück,
fragte mich um meine Aussichten und Wünsche
und erbot sich, jeden derselben, so weit sein
^lmliis; reichte, wie er sich höchst bescheiden aus-
drückte, zu unterstützen und zu fördern. Ich
erzählte, was bereits >>>raf Stadion für mich ge-
tan, und daß ich vollkommen zufrieden sei.
Überhaupt herrschte damals die günstigste Stim-
mung für mich in allen Schichte» der Gesell-
schaft, hätte ich nie etwas anderes geschrieben,
als wobei es sich darum handelt, ob Hans die Grete bekommt oder nickt bekommt, ich wäre
hinaus, so fing die Verfolgung von «llen
Seiten an,
Gras Stadion, einer der ausgezeichnetsten
aber, ohne es zu wissen und zu wollen, zugleich
den Grund zu allen späteren Mißständcn, Ich
diente damals bei der Finauzhofstelle im Zoll-
träglich, Trotz meiner Weigerung bestand er
darauf, mich ius Departement zu versetze», dem
nebst den allgemeinen Kassengcgenständcn die
hofthcatcr untergeordnet waren, nnd zwar sollte
Technischen nicht das geringste verstand, und
dabei von so verschiuitztcm und niedrigem
Charakter, daß, nachdem sich einmal die Un-
verträglichkeit unserer Ansichten herausgestellt
was ihm denn auch nur zu gut gelang,
Nas erste war, daß er mich mit Schrehuogel
zu verfeinden suchte, den er für eiuen Kunst-
rntdusiasten, d, h, »ach seiner Meiiiuug für eine»
allem das Gegenteil, was ich ihm riet, Ta ich
mich nun jeder Mitwirkung nacl, Möglichfeit
entzog und somit ziemlich unbeschäftigt blieb,
nicnt in Verzweiflung war, niic!', als einen seiüei
brauchbarsten Arbeiter, zu verlicren.
Ich hatte indes den Plan zu einem ueuen
Stücke gefaßt, demselben, das viele Jahre später
die. Vühne kam, Es ist einem der kleinen
Nomcme von Voltaire entlehnt, was icb so wenig
verbergen wallte, daß ich sogar die Ligennameu
nicht mehr, man begnügt sich, über ihn abzu-
urteilen, ohne ih» zu kennen, Das Stück sollte,
da es phantastischer Art war, im Theater an
spiclcr herteur, der den Iaromir i» der Ahn«
frau mit so vielem Glücke gegeben hatte, die
Nolle des Nustan spiele», Der Sieger >',ai!ga
war für Küstner bestimmt, einen talentvollen,
aber nach Art der Vorsiadttheatcr etwas grellen
Darsteller, An ihm scheiterte aber das Vor-
haben, Da er sich auf seine Mimik viel zngnte
tat, die, die Wahrheit zu sagen, etwas ans
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik