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VI,
war in der ^ä!,>-, ich laufte daher anch eine
ziemliche AnviiU nnd begab mich niit l,,,if
>?,l!l>!i,!^is!l,.- in den Vatitau, Er wnrde iiber-
nll ei,!g>'ll!,,en, nnd >uir gelangten in die inneren
Gange, wo wir nn^ aufstellten nnd nnsere
Rosenkränze auf u,,serc seidenen Schnupftücher
am Buden auc-leglen, Endlich öffne» sich die
Türe» der väpsllichen Gemächer, Schweizer-
garden, '.',>>onsignori treten lieranZ, hi,,ter ilmen
der Papst, dessen rlmvürdige Gestalt fich in
einein weis,sti0enen Pilgergeivande nnd einen,
rotseidenen Schifferhute etwas wunderlich aus«
nahm, Wir knieten nieder, der Papst näherte
fich im Vm übergebe» dein Grafen Tchaffgolsche,
schleifte dann mit dem Fuße vorwärts, den
der junge Mann nndächlig tüßte, ,!>, mir ge»
fahr, uun den Schweizern zum Zensier !,ü,
ausgeworfen ^n N'erden, ni>1,!> iidvig blu'b,
als meine Ehrfurcht auf gleiche Art zu be-
feinen Fuß tüjsen, Allec- rächt sich in dieser
Welt,
In Florenz trafen wir mit dem Hofe nu-
mittelbar vor defsen Abreise zusammen, nnd
so ging es in einem Zuge bis nach Wien,
plan untren nvrden mußte nnd zweimal über
^cn,dig tani, inde>> ilch die Rückreise über Mai»
land, Verona niw die italienischen 3een dnrcl,
V.i ineiner Zuruckkunft nach Wien zeigte
N'icklnngen, Im Gefolge des >>ofes
hatte sich, wie gesagt, die Meiuung verbreitet,
ich sei Tetretär der «aiserin geivorden: das
fclni,beu s,e deuu auch ihren Velannten nach
setzten Behörde überschritten, die Verlängerung
d^st'I^n dnrch 3e, Majestät war enüv.der nicht
eingelangt oder diente nur zur Besiäligung
jenes Gerüchtes, kniz, eine wirkliche »onzipisien-
stelle, die in den,selben Tepartcinent, in deui
icki diente, in Erledigung ta,n, winde, nnln
l'lnie ^.itivirien ineiner elenden ^nreanchess,
Uerbnndi'u mit der Vorliebe, de^
direttoro, rineni Iüugerdi^nenden auö drni
Bnrean dieses letzteren verliehen, Man tröstete
uiich mit einem verzeihlichen Mis>uerständnis,
die nächste Etclle jedoch tonne >nir niätt ent-
gehen. Aber anch diese wurde einem, im all»
(Vineinen linder, aber sve',i^l länger ve, ei.,.^
.VX'fbehörde Tienenden erteilt. Tie drille er'
hielt der gänzlich unfähige Bruder eines aller»
dings fel,r fähigen >>oslateK, Ich war empört
und beschlos',, die ^tnaiodii'nsie ',n verlassen,
glaubte jedoch nieinein Gönner, deni Finanz- nnnister Grafen Stadion, davon die Anzeige
machen zu müssen. Tiefer erwiderte, wenn
ich die Staatsdienste verlassen wolle, so könne
ich es ohne seine Einwilligung tun; wenn ich
aber diese begehre, su werde er sie mir nie
erteilen, Vei den obwaltenden Mensur- uud
sonstigen Verhältnissen sei es in Österreich für
der Literatur zu leben. Ich solle ansharrcn,
für meine Beförderung werde Er sorgen. Na
ich mich aber durch die erfahrenen amtliche»
Werkes erforderlich sei, fo erteile er mir I,ier-
mit einen nnbefchränktcn Urlaub, den ich be-
nutzen tonne, solange es meine Arbeit nöiig
trng mir ans, zum Präsidialsetretär dieser Hof-
Inmmer zu gel,en uud il>,n zu fagen, der Finanz-
wo er deu mündlicheu Bescheid erhalten werde,
^ch sente dies getreulich ins Werk, das Präsi»
dium der Hoftamiuer fragte sich aber nicht
an und behandelte mich fortwährend als einen
unbefugt Anwesende», llbclhanpt war ich jetzt
dao ilpser der Reibung zwischen zwei Behörden,
Ter ^inan^ininister viraf Stadion hatte, um
fich die lästigen Tetails vom .Halse zu halten,
d.r ilnn untergeordneten, mit der Aufführung
feiner Vcaßregcln betrauten >>vslammer völlige
Freiheit über ihre inneren Angelegenlieiten zn»
gestanden. So oft uun eine Steile bei dieser
Hvflanimcr aber, um ihre Selbständigirit zu
wahren, verlieh jedesmal die Stelle einem
andern, Ja, die Hofräte, die mir am meisten
wol>! wollten, wurden vermöge dieses Gemein»
paar Jahren, als eine Konzipistenstelle im
,"!,,!i!Nniin!strrium selbst erledigt wnrde, ver-
liel, mir sie Graf Stadion augenblicklich, und
zwar die beste und nächste nm feine Person,
mit der damit verbnndcnen Gebaltsznlage, Es
worden, und ich wnrde für immer in deu
minderen Bereichen des Tienstcs festgehalten.
Überhaupt ist es merkwürdig, daß meine meisten
Mißgeschicke mich gerade durch diejenigen trafen,
meiner annahmen und mein Wohl
3tellnng in der Husbibliothek wegnahm und
in die ^inan-,verwallung brachte, bald daranf
Graf Wurnidrand, der redlich in Italien für
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik