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Zur Kritik der Weiblichkeit
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binden. Das ist eine der vielen willkürlichen und un- bewiesenen Behauptungen, die den Standpunkt Lom- brosos als einen ganz subjektiven kennzeichnen. Die gekreuzte Vererbung, aus der solche „paradoxe Mischungen" hervorgehen, gehört zu den fundamen- talen Gesetzen, die nach der Darwinschen Auffassung den Charakter der Arten bestimmen. Man weiß, daß das Gesetz, das die Übertragung der sekundären Geschlechtscharaktere ebenso wie die der Geschlechts- organe regelt, indem es in gerader Linie vom männ- lichen Organismus auf dessen männliche Nachkommen und vom weiblichen auf dessen weiblicheNachkommen wirkt, durch das Gesetz der gemischten oder amphi- gonen Vererbung beschränkt und teilweise aufgehoben wird. „Dieses Gesetz sagt aus, daß ein jedes orga- nische Individuum, welches auf geschlechtlichemWege erzeugt wird, von beiden Eltern Eigentümlichkeiten annimmt." (Haeckel, Natürliche Schöpfungsgeschichte.) Es ist eine bekannte Beobachtung, daß Töchter häufiger dem Vater ähnlich sehen, Söhne häufiger der Mutter. Nach Wahrscheinlichkeitsberechnung dürften Väter eher erwarten, ihre Eigenart in ihren Töchtern wiederzufinden als in ihren Söhnen. Auf diese Tat- sache— die eine Bestätigung jener Fähigkeit der Keimzelle zur Hervorbringung des ihr entgegenge- setzten Geschlechtes enthält— hat Janke ein Ver- erbungsschema gegründet, nach welchem aufdem Um- weg über die Töchter erst die männlichen Enkel die wahren Erben und Ebenbilder eines Vaters sind, während eine Frau erst wieder in den Töchtern ihrer Söhne auflebt. Der echte Mannesstamm einer Familie würde sich somit nicht in gerader Linie von Vater zu Sohn fortzweigen, wie es gegenwärtig angenommen ist, sondern in gekreuzter Linie von Vater zu Tochter, von Tochter zu Enkel. 27
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Zur Kritik der Weiblichkeit
Title
Zur Kritik der Weiblichkeit
Author
Rosa Mayreder
Publisher
Eugen Diederichs Verlag
Location
Jena
Date
1922
Language
German
License
PD
Size
10.5 x 16.5 cm
Pages
316
Keywords
Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Vorwort 1
  2. Grundzüge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der Männlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges über die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der Individualität 261
  13. Nachwort 299
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