Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geisteswissenschaften
Zur Kritik der Weiblichkeit
Page - 50 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 50 - in Zur Kritik der Weiblichkeit

Image of the Page - 50 -

Image of the Page - 50 - in Zur Kritik der Weiblichkeit

Text of the Page - 50 -

viel grĂ¶ĂŸere Hindernisse von innen und von außen zu ĂŒberwinden hat, kann nur der Parteigeist, der fĂŒr oder wider verblendet ist, verkennen. Und vollends die weibliche IntellektualitĂ€t historisch an der mĂ€nn- lichen zu messen, den Mann einfach als Vergleichs- typus fĂŒr sie zu benĂŒtzen, das ist eine der grĂ¶ĂŸten Ungerechtigkeiten, die eine vermeintlich objektive Wertmessung sich zuschulden kommen lassen kann. Schon in der Art derGeschlechtsbeziehungen selbst, welche die Vorbedingung der Mutterschaft sind, liegt fĂŒr das Weib etwas Bindendes, eine Disposition zu Unfreiheit und Unterordnung. Die Natur hat reich- lich dafĂŒr gesorgt, daß das Individuum sich nicht seinen Pflichten gegen die Gattung entziehen kann. Diese Pflichten sind beim Manne durch einen aggres- siven Trieb gesichert; beim Weibe, wo der Ge- schlechtstrieb keine aggressive Tendenz hat, ĂŒber- dies durch eine eigentĂŒmliche WillensschwĂ€che und SuggestibilitĂ€t, die es dem Einfluß des mĂ€nnlichen Willens unterwirft. Die SuggestibilitĂ€t ist ein wesent- licher Faktor bei der sexuellen Eroberung, dessen sich die Natur bedient, um das Weib leichter in die Gewalt des Mannes zu geben, als es bei der glei- chen WillensstĂ€rke auf beiden Seiten möglich wĂ€re. Denn— immer im allgemeinen und von Mehrzahls- erscheinungen gesprochen— der Mann gerĂ€t durch die StĂ€rke seines Triebes nicht in die Gewalt des Weibes, sondern er bemĂ€chtigt sich des Weibes; ja seine psychische Disposition ist selbst der vorĂŒber- gehenden AbhĂ€ngigkeit, in die er durch die sexuelle Gemeinschaft notwendigerweise versetzt wird, so feindlich, daß sie ihm nur durch Eigentums- und Herr- schaftsvorstellungen ertrĂ€glich wird, wĂ€hrend dieselbe Gemeinschaft bei dem Weibe von Ergebenheits- und AbhĂ€ngigkeitsgefĂŒhlen begleitet ist. 50
back to the  book Zur Kritik der Weiblichkeit"
Zur Kritik der Weiblichkeit
Title
Zur Kritik der Weiblichkeit
Author
Rosa Mayreder
Publisher
Eugen Diederichs Verlag
Location
Jena
Date
1922
Language
German
License
PD
Size
10.5 x 16.5 cm
Pages
316
Keywords
Feminismus, Soziologie, MachtverhÀltnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Vorwort 1
  2. GrundzĂŒge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der MĂ€nnlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges ĂŒber die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der IndividualitÀt 261
  13. Nachwort 299
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zur Kritik der Weiblichkeit