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liehen Beruf am zweckmäßigsten organisiert ist, auch
das tauglichste sein wird. Aber so einfach läßt sich
das Problem nicht entscheiden. Mit ebensoviel Geist
als Scharfsinn hat Charlotte Perkins in ihrem Buche
„Women and Economics" dargelegt, daß durch das
Zusammenwirken erotischer und ökonomischer Mo-
mente im Laufe der Kulturentwicklung die teleo-
logische Geschlechtsdifferenzierung übermäßig gestei-
gert wurde,daß dieMenschheitimVergleich zurTierheit
„oversexed", übergeschlechtlich ist, das heißt, daß die
denGattungsaufgabendienendenEigenschaftensichüber
ihrnatürliches Geltungsgebiethinausausgedehnthaben
Wie sehraber dieseÜbertreibung eine psychische Be-
schränkung desWeibesim Vergleich zumMannebedeu-
tet, läßt sich an dem nächstliegenden Beispiel zeigen,an
demVerhältnisderGeschlechterzurNachkommenschaft.
Hier wird die teleologische Geschlechtsdifferenzierung
des Weibes mit allen Suggestivmitteln, religiösen wie
sozialen und familialen, bestärkt; die Mütterlichkeit
nimmt unter den sozial approbierten Eigenschaften
der spezifischen Weiblichkeit den ersten Rang ein, und
die bloße Abschwächung der ihr zugrunde liegenden
Instinkte gilt als Entartungssymptom, während die
Väterlichkeit in der männlichen Psyche weder durch
die Erziehung noch durch die allgemeinen Anschau-
ungen irgend eine Förderung erfährt, und die gänz-
liche Abwesenheit der ihr dienenden Instinkte das
Individuum in keiner Weise herabsetzt. Sie gehört
eben beim Manne nicht in das Gebiet der primitiven
Geschlechtsnatur; sie steht zu den teleologischen In-
stinkten der Männlichkeit in einem gewissen Gegen-
satz, weil sie den Mann dem Weibe gleichmacht, in-
dem sie ihn bindet. Denn es gibt nichts— außer
der engeren physischen Verbindung, welche das Kind
in der ersten Periode seines Daseins mit der Mutter
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Zur Kritik der Weiblichkeit
- Title
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Author
- Rosa Mayreder
- Publisher
- Eugen Diederichs Verlag
- Location
- Jena
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.5 x 16.5 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Vorwort 1
- Grundzüge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges über die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299