Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geisteswissenschaften
Zur Kritik der Weiblichkeit
Page - 60 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 60 - in Zur Kritik der Weiblichkeit

Image of the Page - 60 -

Image of the Page - 60 - in Zur Kritik der Weiblichkeit

Text of the Page - 60 -

malen halten muß, da er es nicht allein als eine unvermeidliche Funktion der Zivilisation bezeichnet, daß sie Entartungserscheinungen wie die mĂ€nnischen Weiber und die weiblichen MĂ€nner hervorbringt, sondern die Anklage wider sie erhebt, daß sie die Quellen des Lebens abgrĂ€bt und das von ihr be- troffene Volk zum Absterben bringt, sobald es nicht durch Barbarenblut wieder aufgefrischt werden kann. Das heißt also: der vom Manne ausgehende Fort- schritt ist verderblich, und die auszeichnendste Eigen- schaft des Mannes, die ihm den geistigen Vorrang vordemWeibe sichert, ein UnglĂŒck fĂŒr die Menschheit. Was hat es denn mit den Begriffen Urzustand, Ent- artung, Fortschritt, Kultur fĂŒr eine Bewandtnis? Welche Stellung will man der Zivilisation im Leben der Menschheit einrĂ€umen, und welche dem einzelnen Individuum bei den Aufgaben der Zivilisation? Die Natur— worunter in diesem Fall der Kom- plex der primitiven Lebensfunktionen im Gegensatz zu den höheren, aus der menschlichen IntellektualitĂ€t entspringenden Antrieben zu verstehen ist— hatte mit dem Weibe nichts anderes vor, als es zur Mutter- schaft geeignet zu machen, selbst um den Preis, daß es an allen anderen FĂ€higkeiten gegen den Mann zurĂŒckstehen mußte. Sie wĂ€lzte eine ungeheure BĂŒrde auf das Weib, indem sie das ganze Werk der Fort- pflanzung von dem Augenblick der Zeugung an in den weiblichen Organismus verlegte und ihn wĂ€hrend der lĂ€ngsten Phase seines individuellen Lebens unter diesen Zweck beugte. Auf diese Weise ist sie bei der Verteilung der Gattungspflichten an beide Ge- schlechter völlig ungerecht verfahren. Ja so ungerecht ist diese Verteilung, daß schon in Urzeiten der moralische Sinn des Mannes zu ihrer ErklĂ€rung eine ursprĂŒngliche Verschuldung als not- 60
back to the  book Zur Kritik der Weiblichkeit"
Zur Kritik der Weiblichkeit
Title
Zur Kritik der Weiblichkeit
Author
Rosa Mayreder
Publisher
Eugen Diederichs Verlag
Location
Jena
Date
1922
Language
German
License
PD
Size
10.5 x 16.5 cm
Pages
316
Keywords
Feminismus, Soziologie, MachtverhÀltnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Vorwort 1
  2. GrundzĂŒge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der MĂ€nnlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges ĂŒber die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der IndividualitÀt 261
  13. Nachwort 299
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zur Kritik der Weiblichkeit