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Zur Kritik der Weiblichkeit
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kraftvolle Persönlichkeitunter allenUmständen erobert; sie wollen die sozialen Konsequenzen ihrer Wesens- beschaffenheit ziehen und streben nach einerUmwand- lung der herrschenden Normen zugunsten all derer, die anders geartet sind, als es diese Normen voraussetzen. Darin liegt die große Bedeutung der Frauenbewe- gung, ihr Charakter als soziale Reformation. Aber dadurch wird sie auch— zum mindesten, was ihre dauernden Erfolge betrifft— von der Nachfolge ab- hängig, die sie sich zu schaffen vermag. Alles, was soziale Form, also Sitte, Brauch, Tradition werden soll, hat zur Voraussetzung eine Mehrheit; und die den Sitten zugrunde liegenden oder aus ihnen ab- strahierten Anschauungen, die herrschenden Nor- men, sind der Ausdruck für den Durchschnittstypus, den die Menschen einer Epoche zeigen. Durch sie wird der einzelne mitseinen individuellen Bedürfnissen und Forderungen majorisiert; so weit er von ihnen abweicht, so weit muß er sich wider sie durchsetzen, oder, wenn seine persönliche Kraft nicht ausreicht, sich ihnen widerwillig unterordnen. Dieser Kampf, der beständig von den abweichenden Einzelnen wider die herrschenden Normen geführt wird, um ihre Tyrannei zu brechen, greift tief in die Konstitution der Gesellschaft hinab, und der Prozeß, der sich dabei abspielt, ist nichts anderes als der organische Entwicklungsprozeß der Kultur selbst. Man kann die in der menschlichen Gesellschaft vereinigten Individuen nach ihrem intellektuellen Charakter— wenn auch nur schematisch und ohne Berücksichtigung der Zwischenstufen— in zwei ent- gegengesetzte Gruppen scheiden. Sie entsprechen auf intellektuellem Gebiet den Tendenzen der Erhal- tung und der Erneuerung, die nach der Darwinschen Auffassung bei der Entwicklung derArten entscheiden; 86
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Zur Kritik der Weiblichkeit
Title
Zur Kritik der Weiblichkeit
Author
Rosa Mayreder
Publisher
Eugen Diederichs Verlag
Location
Jena
Date
1922
Language
German
License
PD
Size
10.5 x 16.5 cm
Pages
316
Keywords
Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Vorwort 1
  2. GrundzĂĽge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der Männlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges ĂĽber die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der Individualität 261
  13. Nachwort 299
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