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Zur Kritik der Weiblichkeit
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der große Psychiater Maudsley hat sie mit den kos- mischen Grundgesetzen verglichen, indem er sagte: „Die Gedankenwelt der Menschheit wird ebensogut von antagonistischen KrĂ€ften beherrscht, wie die den Planeten angewiesene Bahn: eine zentrifugale oder revolutionĂ€re Kraft gibt den expansiven Impuls zu neuen Ideen, eine zentripetale oder konservative Kraft macht sich in der einschrĂ€nkenden Gewohnheit gel- tend; und die Resultante aus diesen GegensĂ€tzen be- stimmt die Richtung, in welcher die geistige Ent- wicklung fortschreitet.** Das Element der Beharrung im geistigen Leben wird durch die Mehrzahl reprĂ€sentiert, durch jene, welche die ĂŒberlieferten Anschauungen fĂŒr unver- Ă€nderlich, die alten Wahrheiten fĂŒr heilig und ewig halten, fĂŒr göttliche Gebote oder fĂŒr den Ausdruck eines ĂŒber ihnen stehenden Sittengesetzes, dem sich jeder unterordnen muß. Das Element der Bewegung aber, das Element der Erneuerung und Entwicklung, wird durch Einzelne re- prĂ€sentiert, durch IndividualitĂ€ten. Die IndividualitĂ€t ist die Quelle, aus welcher alle neuen Erkenntnisse, alle neuen BedĂŒrfnisse, alle neuen Daseinsmöglich- keiten entspringen. In ihr offenbart sich die Natur selbst am unmittelbarsten und deutlichsten, weil die UrsprĂŒnglichkeit ihres V/esens nicht durch Ă€ußerliche Regulative, wie die der Sitte, des Herkommens, des Pflichtbegriffes, verwischt und verhĂŒllt wird. Und diese UrsprĂŒnglichkeit als lebendige Kraft der Über- lieferung entgegenzusetzen, durch die revolutionĂ€re Gewalt einer abweichenden Eigenart erstarrte Lebens- formen zu zersprengen und umzubilden, das ist ihre Mission in der sozialen Gemeinschaft. Die Menschen der zentrifugalen oder progressiven Geistigkeit bewerten das Leben anders als die Men- 87
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Zur Kritik der Weiblichkeit
Title
Zur Kritik der Weiblichkeit
Author
Rosa Mayreder
Publisher
Eugen Diederichs Verlag
Location
Jena
Date
1922
Language
German
License
PD
Size
10.5 x 16.5 cm
Pages
316
Keywords
Feminismus, Soziologie, MachtverhÀltnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Vorwort 1
  2. GrundzĂŒge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der MĂ€nnlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges ĂŒber die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der IndividualitÀt 261
  13. Nachwort 299
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