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Zur Kritik der Weiblichkeit
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Gegenwart wird ganz und gar durch die differenzierte MĂ€nnlichkeit charakterisiert. Ihre Auszeichnung vor anderen Epochen liegt in der Entwicklung des Denkens und in der Tendenz, die Mittel der Bildung möglichst allgemein zu machen. Sie hat einen technisch-intellek- tuellen und einen Ă€sthetisch-kontemplativen Charakter; außerhalb dieser Gebiete ist das Leben in vollem Verfall begriffen— am stĂ€rksten auf jenen, welche die DomĂ€ne der primitiven oder kriegerischen MĂ€nn- lichkeit sind. Der Kampf mit den elementaren Gewalten der Natur, in dem die primitive MĂ€nnlichkeit sich zu sitt- licher GrĂ¶ĂŸe erhob, wird durch die technische Be- herrschung der NaturkrĂ€fte beinahe ganz auf das intellektuelle Gebiet verlegt, wo er nicht eine Sache des Mutes und der Körperkraft, sondern des Scharf- sinnes und der Erfindungsgabe ist. Auch die Arbeit des Mannes wird durch die Maschine ersetzt. Der Maschinenarbeiter ist bloß der Vollstrecker eines Handgriffes, der meistens durch Weiber oder Kinder ebensogut verrichtet werden kann. Es liegt ganz in der Natur der Sache, daß auf dem Gebiet der Ma- schinenarbeit die MĂ€nner von den Frauen verdrĂ€ngt werden. Nicht weniger verliert die ethische Seite der phy- sischen Überlegenheit, durch die der Mann sich zum Herrn und BeschĂŒtzer von Weib und Kind machte, unter den Voraussetzungen des modernen Rechts- staates ihre Bedeutung. Die „starke Faust", die in anderen sozialen ZustĂ€nden fĂŒr den einzelnen Mann unentbehrlich und das rechtmĂ€ĂŸige Fundament seiner Herrschaft war, ist vollkommen ĂŒberflĂŒssig geworden. Aber wenn auch das moderne Leben den Wirkungs- kreis der primitiven MĂ€nnlichkeit mit jedem Tage mehr einschrĂ€nkt, wenn auch die Kultur selbst als 109
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Zur Kritik der Weiblichkeit
Title
Zur Kritik der Weiblichkeit
Author
Rosa Mayreder
Publisher
Eugen Diederichs Verlag
Location
Jena
Date
1922
Language
German
License
PD
Size
10.5 x 16.5 cm
Pages
316
Keywords
Feminismus, Soziologie, MachtverhÀltnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Vorwort 1
  2. GrundzĂŒge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der MĂ€nnlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges ĂŒber die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der IndividualitÀt 261
  13. Nachwort 299
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