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Bedürfnis, sie zu äußern, stammen alle jene Erschei-
nungen gesteigerter Vitalität, die den Mann antreiben,
sich im Kampf auszuleben. FĂĽr den primitiven Mann
ist der Krieg der Zustand, in dem er sich selbst am
intensivsten genießt — weshalb in der Anschauung
der meisten barbarischen Völker der Krieg als die
dem Mann entsprechendste Lebensweise, als die nor-
male gilt.
Aber dieser Krieg besteht eben in einer Auslösung
aggressiver Impulse, und die Waffen, mit denen er
gefĂĽhrt wird, sind dem Zustand angemessen, dem sie
dienen. Sie ermöglichen eine individuelle Tapferkeit,
die ĂĽber den Vorrang der TĂĽchtigkeit entscheidet;
und sie gestatten dem Kämpfenden eine Verteidigung
durch persönliche Geschicklichkeit oder auch durch
äußere Hilfsmittel, wie die Bewehrung durch den
Schild und die Umpanzerung der wichtigsten Körper-
teile. Das Schwert, der Degen, die Lanze, der Speer,
selbst auch Bogen und Armbrust sind ehrliche, mann-
hafte Waffen.
Nicht so die Feuerwaffe. Die Feuerwaffe ist feig;
sie macht den Angriff zu einem meuchlerischen Ăśber-
fall aus dem Hinterhalt, die Verteidigung zu einer
fatalistisch-passiven Ergebung in das Unvermeidliche.
Der Mut, der den mit Schild und Schwert bewaffne-
ten Mann zum Kampfe antrieb, war eine natĂĽrliche
Ă„uĂźerung der Mannhaftigkeit; der Mut, den der mo-
derne Mann zeigen will, wenn er seine bloĂźe Brust
der Pistole eines Gegners bietet, ist gar kein Mut im
eigentlichen Sinne mehr— er ist ein krankhaftes Ver-
fallsprodukt aus christlich asketischer SelbstĂĽberwin-
dung und atavistisch männlicher Prahlerei. Nicht um-
sonst läßt ein spanischer Dichter— Pedro de Alarcon
in seinem Manuel Venegas —, als er den Inbegriff
der stolzen, hochgesinnten, selbstherrlichen Männlich-
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Zur Kritik der Weiblichkeit
- Title
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Author
- Rosa Mayreder
- Publisher
- Eugen Diederichs Verlag
- Location
- Jena
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.5 x 16.5 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Vorwort 1
- GrundzĂĽge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges ĂĽber die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299