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Zur Kritik der Weiblichkeit
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gestalten zu geben vermag, lĂ€ĂŸt sich wohl erkennen, wie weit seine kĂŒnstlerische GenialitĂ€t von der gleichen erotischen begleitet ist. Man kennt den Unterschied, der in dieser Hinsicht zwischen den Goetheschen und den Schillerschen Frauengestalten besteht; und wenn von den Schillerschen behauptet wird, daß ihnen das individuelle weibliche Leben fehlt, so deutet das auf einen Mangel in der FĂ€higkeit des Autors, das Weib in sich zu erleben— worin im letzten Grunde das Mysterium der erotischen GenialitĂ€t besteht, die ErklĂ€rung dafĂŒr, warum dem erotischen Genie die Wesen des anderen Geschlechtes das Verwandteste und Vertrauteste sind. In diesem geheimnisvollen Liebeserleben der höchsten Erotik fĂ€llt die Scheide- wand zwischen den Geschlechtern, und jene wunder- same Stimmung, die von einem „Tausch der Seelen" trĂ€umt, stellt eine Gemeinschaft her, die ĂŒber die Schranken des Körperlichen hinaus sich bis zur my- stischen Vorstellung einer metaphysischen Wesens- einheit erhebt. Was sich aber in der Gestalt des Don Juan ver- körpert, ist nichts weniger als derTypus des erotischen Genies. Nur der Mann als sexueller Eroberer, der vollendete Virtuose der SexualitĂ€t, hat in dieser Ge- stalt seinen höchsten Ausdruck gefunden. Zugleich wird an dieser Gestalt das Wesen der typisch mĂ€nn- lichen SexualitĂ€t als das eines nie zu befriedigenden Triebes sichtbar, der in einem unaufhörlichen Wechsel sucht, was er doch nie innerlich erreicht: das Weib. Auch in ihrer Ă€ußersten Steigerung vermag die bloße SexualitĂ€t keine Wesensverbindung zwischen Mann und Weib herzustellen; zur Seele des Weibes fĂŒhrt kein Weg durch die geschlechtliche Vereinigung fĂŒr denjenigen, der diese Seele nicht vorher gefunden hat. MĂ€nner ohne Erotik verfallen daher leicht auf 233
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Zur Kritik der Weiblichkeit
Title
Zur Kritik der Weiblichkeit
Author
Rosa Mayreder
Publisher
Eugen Diederichs Verlag
Location
Jena
Date
1922
Language
German
License
PD
Size
10.5 x 16.5 cm
Pages
316
Keywords
Feminismus, Soziologie, MachtverhÀltnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Vorwort 1
  2. GrundzĂŒge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der MĂ€nnlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges ĂŒber die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der IndividualitÀt 261
  13. Nachwort 299
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