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Zur Kritik der Weiblichkeit
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Page - 237 - in Zur Kritik der Weiblichkeit

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kann aber auch eine Richtung ins Intellektuelle ein- schlagen. Dann bildet die Herabsetzung und Verun- glimpfung des weiblichen Geschlechtes das Mittel der Befriedigung, so daß man wohl von einem intellek- tuellen Sadismus zu sprechen berechtigt ist. Vielleicht verbergen sich hinter der Schmähliteratur über das Weib vielfach bloß Rachegelüste von Männern, die im Umgang mit dem weiblichen Geschlechte irgendwie schlecht weggekommen sind; in anderen Fällen rühren diese literarischen Produkte ohne Zweifel aus einem krankhaften Triebe her, und sie sind als sadistische Akte auf geistigem Gebiete zu betrachten. Ein historisches Dokument des intellektuellen Sadis- mus, das durch seine Wirkung diä größte Bedeutung besitzt, ist der „Malleus maleficarum", jenes furcht- bare, von abergläubischem Ingrimm und fanatischem Haß wider das weibliche Geschlecht erfüllte Buch, aus dem der Hexenprozeß sich entwickelte. Man kann an diesem Werke nicht vorübergehen, wenn von den Extremen der aus einer krankhaften Sexualität entspringenden Feindschaft des Mannes wider das Weib die Rede ist; denn welches auch die äußeren Anlässe gewesen sein mögen, denen der Hexenham- mer seine Entstehung verdankt, die subjektive Dis- position der beiden Dominikanermönche, die ihn ver- faßten, ist doch in erster Linie zur Erklärung heran- zuziehen. Alles, was die geschlechtliche Phantasie seit Urzeiten an Wust und Wahn hervorgebracht, was die satanistische Lust an uiigeheuerlichen sexuellen Freveln jemals erfunden hat, fassen die Autoren zu- sammen, um es dem Weibe zur Last zu legen. Die Geschichte des Hexenprozesses ist ein schrecken- erregender Beleg für die Wirkung, die solche wahn- hafte Vorstellungen unter Umständen ausüben: „Die Seuche des allgemeinen Glaubens an teuflische Zau- 237
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Zur Kritik der Weiblichkeit
Title
Zur Kritik der Weiblichkeit
Author
Rosa Mayreder
Publisher
Eugen Diederichs Verlag
Location
Jena
Date
1922
Language
German
License
PD
Size
10.5 x 16.5 cm
Pages
316
Keywords
Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Vorwort 1
  2. Grundzüge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der Männlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges über die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der Individualität 261
  13. Nachwort 299
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