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Zur Kritik der Weiblichkeit
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Satz Lohengrins— natürlich jedoch nicht den diesem Wesen fern abliegenden, absoluten Gegensatz, son- dern vielmehr das andere Teil seines eigenen Wesens, den Gegensatz, der in seiner Natur überhaupt mit enthalten und nur die notwendig von ihm zu erseh- nende Ergänzung seines männlichen besonderen We- sens ist. Elsa ist das Unbewußte, Unwillkürliche, in welchem das bewußte, willkürliche Wesen Lohengrins sich zu erlösen sehnt." Wie charakteristisch ist es für die Individualität Richard Wagners, dessen Gefahr als Künstler eben in der doktrinären Bewußtheit lag, daß er das „wahr- haft Weibliche", dem er in Elsa „mit Sicherheit auf die Spur zu kommen" glaubte, im Unbewußten, Un- willkürlichen erblickt! DasÜberwiegen der Verstandes- tätigkeit, die für den künstlerisch produktiven Men- schen ein so störendes, belästigendes, hinderndes Element ist, erscheint ihm als das, wovon er „erlöst" werden möchte. Da aber eine so mächtige Einwir- kung— wenn sie überhaupt denkbar sein soll — nur durch eine psychosexuelle Verschmelzung herbei- geführt werden kann, projiziert er das, was er sich ersehnt, in die Gestalt eines Weibes, „des Weibes", des „wahrhaft Weiblichen". Allerdings ist er ferne davon gewesen, die Verkörperung dieses wahrhaft Weiblichen ausschließlich in weiblichen Individuen zu suchen, oder gar, es als Norm zu betrachten, nach welcher in der Realität die „echten" von den „unech- ten" zu scheiden wären. Darin ist sein Empfinden viel tiefer und reicher, oder wenn man will, gerechter gewesen, als das seines späteren Gegners Nietzsche. Daß sich aber auch hinter dem Idol Nietzsches einWesensgegensatz,das Bedürfnis nach „Erlösung" verbirgt, bestätigt er, dessen schick- salsvoll entscheidende Eigenschaft der Drang nach 250
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Zur Kritik der Weiblichkeit
Title
Zur Kritik der Weiblichkeit
Author
Rosa Mayreder
Publisher
Eugen Diederichs Verlag
Location
Jena
Date
1922
Language
German
License
PD
Size
10.5 x 16.5 cm
Pages
316
Keywords
Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Vorwort 1
  2. Grundzüge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der Männlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges über die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der Individualität 261
  13. Nachwort 299
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