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tung; da ist auch die Verblendung, die es bewirkt,
am leichtesten zu beobachten.
Nichts anderes als diese Herrschaft des immanenten
Weibes in der Liebe meint Maeterlinck, wenn er sagt:
„Vergebens werden wir rechts oder links, in den
Höhen oder Niederungen wählen, vergebens werden
wir, um aus dem Zauberkreis herauszukommen, den
wir um alle unsere Lebensäußerungen gezogen fühlen,
unseren Instinkt vergewaltigen und eine Wahl gegen
die unseres Sternes zu treffen versuchen— wir wer-
den doch immer die vom unsichtbaren Gestirn herab-
gestiegene Frau erküren. Und wenn wir gleich Don
Juan eintausenddrei Frauen küssen, werden wir (zu-
letzt) einsehen, daß immer dieselbe Frau vor uns ist,
die gute oder die böse, die zärtliche oder die grau-
same, die liebende oder die ungetreue."
D'Annunzio läßt in seinem Roman „DerTriumph des
Todes" den Helden beim Anblick der Geliebten denken:
„Sie ist, wie sie mir in jedem Augenblick erscheint,
nichts als die Wirkung meiner fortwährenden inneren
Schöpferkraft. Sie existiert nichtaußer in mir selbst..."
In seiner schwülstig-ekstatischen Manier spricht
Prybiszewski davon: „Bevor ich dich sah, warst du
in mir . . . lagst du so in unbefleckter Reinheit als
ein Urbild keusch in meinem Gehirn, eine rein an-
geschaute Idee . . . und in einem Nu hattest du die
Fäden zwischen meinem schaffenden Gehirn und der
schlummernd brütenden Tierseele des Geschlechtes
gesponnen . . . und du, Geschlechtstier, bist mit dir,
dem Urbild meines Hirnes, zusammengeflossen und
wurdest eine große Einheit." (Vigilien.)
Hier läßt sich zugleich ein unheilverkündender Ton
vernehmen; denn es kann nichts Gutes bevorstehen,
wenn ein „Geschlechtstier" und eine „rein ange-
schaute Idee" zusammenfließen.
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Zur Kritik der Weiblichkeit
- Title
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Author
- Rosa Mayreder
- Publisher
- Eugen Diederichs Verlag
- Location
- Jena
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.5 x 16.5 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Vorwort 1
- Grundzüge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges über die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299