Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geisteswissenschaften
Zur Kritik der Weiblichkeit
Page - 295 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 295 - in Zur Kritik der Weiblichkeit

Image of the Page - 295 -

Image of the Page - 295 - in Zur Kritik der Weiblichkeit

Text of the Page - 295 -

spektiven Betrachtung erscheint dieser Kampf als eine gewaltige evolutionistische Anstrengung der Mensch- heit, sich ĂŒberdie teleologische Geschlechtsbegrenzung hinaus FĂ€higkeiten höherer Geistigkeit zu schaffen. Und die Autonomie des Gehirnes, die in diesem lan- gen und mĂŒhsamen Kampf errungen wurde, bleibt bestehen, wenn auch die Illusionen, die er erzeugte, geschwunden sind. Aus ihr werden andere Ideale auftauchen, die dem menschlichen Leben neue Per- spektiven eröffnen, ihm Glanz und WĂ€rme und jene festliche Kraft des Aufschwunges geben werden, von der die Geburt neuer Ideale immer begleitet ist. Nicht mehr der Kampf gegen das Geschlecht an sich, die Verneinung der AnsprĂŒche, welche die Gat- tung an das Individuum stellt, kann Aufgabe und In- halt eines das Gewöhnliche ĂŒberragenden Lebens sein. Die Versöhnung von Gattung und Persönlichkeit auf einer höheren Stufe des Empfindens tritt an die Stelle, die in dem sittlichen Ideal einer vergangenen Ent- wicklungsepoche der Menschheit die „Ertötung des Fleisches" eingenommen hat. Aber diese Versöhnung ist nur dann möglich, wenn das Geschlecht nach keiner Richtung mehr eine Fessel fĂŒr die Persönlich- keit bedeutet, nicht in Gestalt eines unbeherrschten Triebes, und nicht in Gestalt von innen oder von außen her wirkender teleologischer BeschrĂ€nkungen. FĂŒr hochgestimmte Seelen ist nichts unertrĂ€glicher als die Vorstellung der Gebundenheit durch das Ge- schlecht. Ausgeschlossen zu sein durch das Geschlecht von irgend einerMöglichkeit der Entfaltung, von irgend einer Möglichkeit des Erkennens, die im Bereiche des menschlichen Wesens liegt, das kann in solchen Seelen nur Haß gegen das Geschlecht erzeugen. Sie sind es, die begierig nach jenen LebenszustĂ€nden und Erfahrungen greifen, in denen das synthetische 295
back to the  book Zur Kritik der Weiblichkeit"
Zur Kritik der Weiblichkeit
Title
Zur Kritik der Weiblichkeit
Author
Rosa Mayreder
Publisher
Eugen Diederichs Verlag
Location
Jena
Date
1922
Language
German
License
PD
Size
10.5 x 16.5 cm
Pages
316
Keywords
Feminismus, Soziologie, MachtverhÀltnisse, Geschlechterkampf, Frauen
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Vorwort 1
  2. GrundzĂŒge 7
  3. Mutterschaft und Kultur 48
  4. Die Tyrannei der Norm 85
  5. Von der MĂ€nnlichkeit 102
  6. Das Weib als Dame 139
  7. Frauen und Frauentypen 157
  8. Familienliteratur 187
  9. Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
  10. Einiges ĂŒber die starke Faust 210
  11. Das subjektive Geschlechtsidol 244
  12. Perspektiven der IndividualitÀt 261
  13. Nachwort 299
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zur Kritik der Weiblichkeit