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EINLEITUNG14
nand von Paumgarten die Rede, der „den theoretischen Teil [der] Zeremoniels
Wißenschaft“ an den damals neu ernannten Oberzeremonienmeister Fried-
rich Karl Egon Landgraf von Fürstenberg sandte. Der Text sei „die Frucht
mehrjähriger Bemühungen. Niemand dachte außer G. v. Wurmbrand dar-
ann, eine Zeremoniellsnorm aufzustellen, ungeachtet sich deßen Bedürfniß
so fühlbar bei allen Gelegenheiten aussprach“,40 erklärte der Hofzeremoni-
en-Konzipist. Der Text des Etiquette-Normale weist eine völlig andere Glie-
derung als das bereits erwähnte Konzept Dillers aus dem Jahr 1807 auf, so
dass eine Beeinflussung ausgeschlossen werden kann.
1818 war das Wurmbrand’sche Operat in einigen Punkten bereits veral-
tet (der Todestag der 1816 verstorbenen Kaiserin Maria Ludovica war bei-
spielsweise nicht vermerkt) und bedurfte Ergänzungen und Korrekturen.41
So kam es neuerlich zu Planungen, eine Zeremoniellsnorm „wo nicht für
alle möglichen, doch für die wichtigsten, kompliziertesten und für die am
öftesten vorkommenden Zeremonien und Feyerlichkeiten zustande [zu brin-
gen, die] nach dem Beyspiele anderer großer Höfe in Druck gelegt werde“.42
In den folgenden Jahren arbeitete der Erste Hoffourier Johann Edler von
Raymond einen Text mit dem Titel „Etiquette de la Cour Imperiale Roy-
ale d’Autriche“43 aus. Inhaltlich wurden zum Teil dieselben Punkte wie im
Wurmbrand’schen Operat abgehandelt: „die Organisation des Hofstaates,
die Aufgabenbereiche der einzelnen Abteilungen, Erziehung innerhalb der
kaiserlichen Familie, Hofgebäude, kirchliche Zeremonien, Hoffeste, kaiser-
liche Orden, Ehrenbezeugungen, Rang, Titel. [sic] Hoftrauer, außerordent-
liche Hoffeste, Hofreisen, Botschafter und Gesandte, Kardinäle, Livreen“.44
Der Entwurf entsprach allerdings nicht den Vorstellungen der Hofstellen
und wurde daher nicht weiter verfolgt.
Doch damit war der Plan einer Systematisierung und Normierung des
Zeremoniells am österreichischen Kaiserhof nicht ad acta gelegt. 1824 ar-
beitete der Zeremonien-Protokollsführer45 (und königl.-böhmische Herold)
Ignaz Anton Morgenbesser gemeinsam mit Oberzeremonienmeister Fürs-
tenberg neuerlich an einem Konzept für ein Etiquette-Normale. Dieses
orientiert sich an der Gliederung der Wurmbrand’schen Ausarbeitung, die
40 Ebd.
41 ÖStA, HHStA, OMeA, HZD, SR 17, Fasz. 17c, Notizen „Aufklärungen von S. Exz. Gfen von
Wurmbrand zu erhalten“ von der Hand Fürstenbergs, o. D.
42 ÖStA, HHStA, OMeA, HZD, Zeremonialprotokolle, Bd. 49 (1817/1818), Teil 1818, fol. 26v.
43 ÖStA, HHStA, OMeA, HZD, SR, Bd. 5 und 6.
44 Stekl, Der Wiener Hof, S. 51.
45 Hof- und Staats-Schematismus des österreichischen Kaiserthums, 1. Teil (Wien 1825), S.
90.
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Norm und Zeremoniell
Das Etiquette-Normale für den Wiener Hof von circa 1812
- Title
- Norm und Zeremoniell
- Subtitle
- Das Etiquette-Normale für den Wiener Hof von circa 1812
- Editor
- Karin Schneider
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20903-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 202
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- 1. Einleitung 8
- 2. Editionsrichtlinien 25
- 3. Edition 27
- Anmerkungen 169
- 4. Glossar 171
- 5. Verzeichnis der Paragraphen 180
- 6. Abkürzungsverzeichnis 182
- 7. Bibliographie 184
- 7.1 Ungedruckte Quellen 184
- 7.2 Gedruckte Quellen 184
- 7.3 Nachschlagewerke 185
- 7.4 Literatur 186
- 8. Personenregister 194