Page - 49 - in Vertragsrecht in der Coronakrise
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grundlage im theoretischen Diskurs bislang aber mehr gestreift oder ergän-
zend erwähnt,4 während sich aus der anwaltlichen Praxis die Berichte häu-
fen, wonach vermehrt über dieses Institut ein Interessenausgleich gesucht
wird.
Sammlung und Systematisierungsansätze
Ausgangspunkt einer Systematisierung ist der tatsächliche Befund unmit-
telbarer und mittelbarer Konsequenzen. Bricht die Krankheit Covid19 bei
einer Person aus, verliert diese je nach Intensität und Verlauf ihre Leis-
tungsfähigkeit und kann ihre Arbeitskraft nicht einsetzen. Bei besonderer
Schwere droht auch ein letaler Verlauf.5 Hieraus resultieren mittelbare Fol-
gen. Selbst wer nicht erkrankt, aber von der Trägerschaft des Virus erfährt,
ist gehalten, Abstand zu Dritten zu wahren und ggf. seiner Dienststelle
fernzubleiben. Die Erkrankung lässt den einzelnen soziale und wirtschaft-
liche Folgen spüren, etwa wegen geringerer Einnahmen des Selbstständi-
gen oder vermindertem Lohn bis hin zum Verlust der Arbeit. Der Aus-
bruch bei einer größeren Anzahl von Menschen kann sogar zu Stillständen
in Industrie- und Wirtschaftszweigen führen. Die Menge bereits entstande-
ner und noch entstehender Problemlagen ist Legion und eine fachliche Er-
örterung verlangt einen sinnvollen Fokus. Dieser soll für die vorliegende
Analyse auf Konsequenzen liegen, die sich aus staatlichem Eingreifen, ins-
besondere aus behördlicher Untersagung bestimmter Verhaltensweisen
und Nutzungsmöglichkeiten ergeben. Dabei kann es sich um Konsumbe-
schränkungen, um Schließungsverfügungen für Ladenlokale oder Einfuhr-
II.
zahlung während der Corona-Pandemie, NZA 2020, S.413; M. Dreher/H. Fuchs,
Bau- und vergaberechtliche Herausforderungen durch die Corona-Pandemie,
NZBau 2020, S.201; B. Windau, Familienverfahren in Zeiten der Corona-Krise,
NZFam 2020, S.269; P. Linsmeier/C. Kökritz/I. Bodenstein, Kartellrecht in Zeiten
der Corona-Pandemie, NZKart 2020, S.184; W. Weitnauer, Die deutsche Start-up-
Szene nach Corona – eine Lagebetrachtung aus rechtlicher Sicht, GWR 2020,
S.127; E. Gottschalk/K. Ulmer, Das Gesellschaftsrecht im Bann des Corona-Virus,
GWR 2020, S.133. Daneben gibt es eine kaum noch überschaubare Vielzahl von
Übersichten und kleinen Zusammenfassungen, die insbesondere aus Anwaltssicht
das Mandanteninteresse zu erringen suchen. Der Beck-Verlag hat sogar eine Son-
derzeitschrift Covid19 und Recht (COVuR) ins Leben gerufen.
4 Anders allerdings die schon tiefergehende Auseinandersetzung bei A. Schall, Ge-
schäftsgrundlage (Fn.3), S.388ff.
5 Eine breite Informationsübersicht bietet die WHO, vgl. https://www.who.int/
emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019 (Abrufdatum 1.5.2020).
Wegfall der Geschäftsgrundlage als Antwort des Zivilrechts auf Vertragsstörungen?
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https://doi.org/10.5771/9783748909279, am 02.10.2020, 12:06:58
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Vertragsrecht in der Coronakrise
- Title
- Vertragsrecht in der Coronakrise
- Author
- Daniel Effer-Uhe
- Editor
- Alica Mohnert
- Location
- Baden-Baden
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-0927-9
- Size
- 15.3 x 22.7 cm
- Pages
- 258
- Categories
- Coronavirus
- Recht und Politik
Table of contents
- Corona und das Allgemeine Leistungsstörungsrecht 11
- Wegfall der Geschäftsgrundlage als Antwort des Zivilrechts auf krisenbedingte Vertragsstörungen? - Systemerwägungen zu §313 BGB und sachgerechter Einsatz in der Praxis - 47
- Verbraucher- und Gläubigerrechte in der Corona-Krise –Ausweitung oder Einschränkung? 73
- Die vertragsrechtlichen Regelungen in Art.240 EGBGB: Voraussetzungen, Rechtsfolgen, offene Fragen 95
- Niemand zahlt mehr Miete!? ‑ Die Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf die Pflicht zur Mietzahlung 147
- Aktuelle Probleme im Reiserecht durch die Corona-Krise 175
- Transportrecht in der Corona-Krise 205
- Das Arbeitsvertragsrecht in der Coronakrise 223
- Vertragsrecht in der Corona-KriseCOVInsAG: Auswirkungen auf die Insolvenzantragspflicht und die Haftung der Organe 245