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Der Weg ins Freie
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unterbrechen, lehnte Anna die Türe zu. Josef war es gewesen, der sein Organ nicht länger hatte bändigen können. »Ich werde noch einen Sprung ins Kaffeehaus hinüber schauen«, sagte er. Man erwiderte nichts. Herr Rosner trommelte leise auf den Tisch, und seine Gattin nickte scheinbar gleichgültig. »Also adieu.« Bei der Tür wandte sich Josef wieder um und bemerkte mit mäßiger Festigkeit. »Mama, wenn du vielleicht einen Moment Zeit hast… « »Ich hör schon«, sagte Frau Rosner, »es wird ja kein Geheimnis sein.« »Nein. Es ist ja nur, weil ich mit dir ja ohnedies in Verrechnung bin.« »Muß man ins Kaffeehaus gehen?« fragte der alte Rosner einfach, ohne aufzublicken. »Also es handelt sich nicht ums Kaffeehaus. Es ist überhaupt… Ihr könnt mir’s glauben, daß es mir selber lieber wär, wenn ich euch nicht anpumpen müßt’. Aber was soll der Mensch tun?« »Arbeiten soll der Mensch«, sagte der alte Rosner leise und schmerzlich, und seine Augen röteten sich. Die Frau warf einen traurigen und strafenden Blick auf den Sohn. »Also«, sagte Josef, knöpfte den Bureaujanker auf und wieder zu, »das ist doch wirklich… wegen jedem Guldenzettel… « »Pst«, sagte Frau Rosner mit einem Blick gegen die angelehnte Tür, durch die jetzt, nachdem der Gesang Annas geendet, nur das gedämpfte Klavierspiel Georgs hereinklang. Josef beantwortete den Blick der Mutter mit einer wegwerfenden Handbewegung: »Arbeiten soll ich, sagt der Papa. Als ob ich’s nicht schon bewiesen hätte, daß ich’s kann.« Er sah zwei fragende Augenpaare auf sich gerichtet. »Jawohl hab ich’s bewiesen, und wenn es nur auf meinen guten Willen ankäm, hätt’ ich überall mein Auskommen gehabt. Aber ich hab halt nicht das Temperament, mir was gefallen zu lassen, ich laß mich nicht ausschreien von meine Chefs, wenn ich mich einmal eine Viertelstunde verspäten tu… oder so was.« »Die Geschichte kennen wir«, unterbrach ihn Herr Rosner müde. »Aber schließlich, weil wir schon davon sprechen, du wirst dich ja doch wieder um irgendwas umschauen müssen.« »Umschauen… gut… «,erwiderte Josef. »Aber zu einem Juden bringt mich keiner mehr ins Geschäft. Das würde mich bei meinen Bekannten… jawohl in meinem ganzen Kreis würde mich das lächerlich machen.« 17
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Der Weg ins Freie
Title
Der Weg ins Freie
Author
Arthur Schnitzler
Date
1908
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
306
Keywords
Literatur, Wien, Gesellschaft, Sozialismus
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Kapitel 1 2
  2. Kapitel 2 49
  3. Kapitel 3 75
  4. Kapitel 4 93
  5. Kapitel 5 125
  6. Kapitel 6 181
  7. Kapitel 7 212
  8. Kapitel 8 222
  9. Kapitel 9 255
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