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Der Weg ins Freie
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»Warum zweifeln Sie denn an der Existenz von Stanzides, Fräulein?« fragte Georg. »Ja wissen Sie, alleweil, wenn ich nicht weiß, wo er is, der Oskar, heißts: ich hab ein Rendezvous mit’n Stanzides, oder: ich reit mit’n Stanzides in’ Prater. Stanzides hin, Stanzides her, es klingt mehr wie eine Ausred, als wie ein Nam.« »Jetzt schweig aber endlich einmal still«, sagte Oskar mild. »Stanzides existiert nicht nur«, erklärte Georg, »sondern er hat den schönsten, schwarzen Schnurrbart und die glühendsten schwarzen Augen, die es überhaupt gibt.« »Das is schon möglich, aber wie ich ihn g’sehn hab, hat er ausg’schaut wie ein Wurstel. Gelber Janker, grünes Kappel, violette Schleifen.« »Und sie hat vierzig Gulden auf ihn gewonnen«, ergänzte Oskar humoristisch. »Wo sind die vierzig Gulden«, seufzte Fräulein Amelie… Plötzlich blieb sie stehen und rief: »Da bin ich aber noch nie mitgefahren.« »Das kann ja nachgeholt werden«, sagte Oskar einfach. Es war das Riesenrad, das sich vor ihnen mit seinen beleuchteten Wagen langsam, majestätisch drehte. Die jungen Leute passierten das Tourniquet, stiegen in ein leeres Kupee und schwebten empor. »Wissen Sie, Georg, wen ich heuer im Sommer kennen gelernt habe?« sagte Oskar, »den Prinzen von Guastalla. »Welchen?« fragte Georg. »Den jüngsten natürlich, Karl Friedrich. Er ist inkognito dort gewesen. Er ist sehr gut mit dem Stanzides, ein merkwürdiger Mensch. Ich kann Sie versichern«, setzte er leise hinzu, »wenn unsereins den hundertsten Teil von den Sachen reden möcht wie der Prinz, wir kämen unser Lebtag aus dem schweren Kerker nicht heraus.« »Schau Oskar«, rief Amy, »die Tische und die Leut da unten! Wie aus einem Schachterl, nicht wahr? Und die Masse Lichter dort, ganz weit, da gehts sicher nach Prag. Glauben S’ nicht, Herr Bermann?« »Möglich«, erwiderte Heinrich und starrte mit gefalteter Stirn durch die gläserne Wand in die Nacht hinaus. Als sie das Kupee verließen und ins Freie traten, war der Sonntagslärm im Verrauschen. 40
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Der Weg ins Freie
Title
Der Weg ins Freie
Author
Arthur Schnitzler
Date
1908
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
306
Keywords
Literatur, Wien, Gesellschaft, Sozialismus
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Kapitel 1 2
  2. Kapitel 2 49
  3. Kapitel 3 75
  4. Kapitel 4 93
  5. Kapitel 5 125
  6. Kapitel 6 181
  7. Kapitel 7 212
  8. Kapitel 8 222
  9. Kapitel 9 255
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