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Der Weg ins Freie
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»Anna Rosner, selbstverständlich.« »Aber!« »Du kannst lang ›aber‹ sagen – es ist doch so.« »Else, du glaubst doch nicht im Ernst, daß Anna, die eine so zurückhaltende Natur ist, sich so weit vergessen könnte… !« »So weit vergessen… ! Nein Mama, du hast manchmal noch Ausdrücke! – übrigens find ich, dazu muß man gar nicht so vergeßlich sein.« Frau Ehrenberg lächelte, nicht ohne einen gewissen Stolz. Die Klingel draußen ertönte. »Am Ende ist er’s doch«, sagte Else. »Es könnte auch Demeter Stanzides sein«, bemerkte Frau Ehrenberg. »Stanzides sollt’ uns einmal den Prinzen mitbringen«, meinte Else beiläufig. »Glaubst du, daß das ginge?« fragte Frau Ehrenberg und ließ die Stickerei in den Schoß sinken. »Warum sollt’s denn nicht gehen?« sagte Else, »sie sind ja so intim.« Die Türe tat sich auf, doch keiner von den Erwarteten, sondern Edmund Nürnberger trat ein. Er war wie stets mit der größten Sorgfalt, wenn auch nicht nach der letzten Mode gekleidet. Sein Gehrock war etwas zu kurz, und in der bauschigen, dunkeln Atlaskrawatte steckte eine Smaragdnadel. An der Türe schon verbeugte er sich, nicht ohne zugleich in seinen Mienen einen gewissen Spott über die eigene Höflichkeit auszudrücken. »Bin ich der erste?« fragte er. »Noch niemand da? Weder ein Hofrat – noch ein Graf – noch ein Dichter – noch eine dämonische Frau?« »Nur eine, die es leider nie gewesen ist«, erwiderte Frau Ehrenberg, während sie ihm die Hand reichte, »und eine… die es vielleicht einmal werden wird.« »O, ich bin überzeugt«, sagte Nürnberger, »daß Fräulein Else auch das treffen wird, wenn sie sichs nur ernstlich vornimmt.« Und er strich sich mit der linken Hand langsam über das schwarze, glatte, etwas glänzende Haar. Frau Ehrenberg sprach ihr Bedauern aus, daß man ihn vergeblich auf dem Auhof erwartet hatte. Ob er wirklich den ganzen Sommer in Wien gewesen sei? »Warum wundern Sie sich darüber, gnädige Frau? Ob ich in einer Gebirgslandschaft auf- und abspaziere, oder am Meeresstrand, oder in meinen vier Wänden, das ist doch im Grunde ziemlich gleichgültig.« 51
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Der Weg ins Freie
Title
Der Weg ins Freie
Author
Arthur Schnitzler
Date
1908
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
306
Keywords
Literatur, Wien, Gesellschaft, Sozialismus
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Kapitel 1 2
  2. Kapitel 2 49
  3. Kapitel 3 75
  4. Kapitel 4 93
  5. Kapitel 5 125
  6. Kapitel 6 181
  7. Kapitel 7 212
  8. Kapitel 8 222
  9. Kapitel 9 255
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