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Der Weg ins Freie
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– »mit Eurer Oper?« »Mit unsrer Oper? Noch gar nichts steht’s damit. Wer weiß, ob was draus wird.« »Natürlich wird nichts draus werden.« Georg lächelte. »Warum sind Sie denn heut gar so streng mit mir?« »Ich ärgere mich halt über Sie.« »Über mich? Warum denn… ?« »Daß Sie den Leuten immer wieder Anlaß geben, Sie als Dilettanten zu betrachten.« Georg war ins Herz getroffen, verspürte sogar einen leisen Groll gegen Else, faßte sich aber rasch und erwiderte: »Ich bin ja vielleicht nichts anderes. Und wenn man kein Genie ist, so ist es schon besser, man ist ein ehrlicher Dilettant, als… als ein aufgeblasener Künstler.« »Wer verlangt denn, daß Sie gleich das Größte leisten? Aber deswegen muß man sich doch nicht so gehen lassen, wie Sie’s tun, innerlich und äußerlich.« »Ich versteh Sie wirklich nicht, Else. Wie können Sie behaupten… Wissen Sie denn auch, daß ich im Herbst nach Deutschland gehe, als Kapellmeister?« »Die Karriere wird daran scheitern, daß Sie nicht um zehn Uhr früh bei den Proben sein werden.« In Georg wühlte es noch immer. »Wer hat mich denn übrigens einen Dilettanten genannt, wenn ich fragen darf?« »Wer? Gott, es ist doch schon in der Zeitung gestanden.« »Ach so«, sagte Georg beruhigt, denn er erinnerte sich jetzt, daß ein Kritiker ihn nach dem Konzert, in dem Fräulein Bellini seine Lieder gesungen, als »dilettierenden Aristokraten« bezeichnet hatte. Georgs Freunde hatten damals erklärt, diese animose Besprechung habe ihren Grund darin, daß er dem betreffenden Herrn, der als sehr eitel bekannt war, keinen Besuch gemacht hätte. So war es nun einmal! Immer waren äußere Gründe dran schuld, wenn die Leute einen ungünstig beurteilten. Auch die Gereiztheit Elsens heute, was war sie im Grunde anderes, als Eifersucht… Die Tafel wurde aufgehoben. Man begab sich in den Salon. Georg trat zu Anna, die am Klavier lehnte und sagte leise zu ihr: »Schön siehst du aus.« Sie nickte befriedigt. 105
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Der Weg ins Freie
Title
Der Weg ins Freie
Author
Arthur Schnitzler
Date
1908
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
306
Keywords
Literatur, Wien, Gesellschaft, Sozialismus
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Kapitel 1 2
  2. Kapitel 2 49
  3. Kapitel 3 75
  4. Kapitel 4 93
  5. Kapitel 5 125
  6. Kapitel 6 181
  7. Kapitel 7 212
  8. Kapitel 8 222
  9. Kapitel 9 255
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