Page - 137 - in Der Weg ins Freie
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»Du bist also ganz entschlossen?«
»Ja, selbstverständlich.«
»Es freut mich sehr, Georg, aus verschiedenen Gründen, wie du dir denken
kannst, daß du nun endlich ernst machen willst. Und im übrigen trifft’s sich
auch gut, daß nicht nur einer von uns in die Welt hinaus muß, und der andere
allein zurückbleibt. Das wär doch ein biß‘l traurig gewesen.«
Georg wußte wohl, daß Felician im nächsten Herbst einer auswärtigen
Vertretung zugeteilt werden sollte, aber mit solcher Klarheit war ihm noch nie
bewußt geworden, daß es nun in wenigen Monaten mit der langjährigen
brüderlichen Gemeinschaft, mit dem Zusammenwohnen in dem alten Haus
gegenüber dem Park, ja gewissermaßen mit der Jugend unwiederbringlich
vorbei sein mußte. Er sah das Leben ernst, beinahe drohend vor sich liegen.
»Hast du denn schon eine Ahnung«, fragte er, »wohin sie dich schicken
werden?«
»Eine gewisse Chance besteht für Athen.«
»Wär’ dir das angenehm?«
»Warum nicht. Die Gesellschaft dort soll nicht uninteressant sein. Bernburg
war drei Jahre lang dort, und er ist ungern fort. Und dabei haben sie ihn nach
London versetzt, was doch auch nicht ohne ist.«
Sie gingen eine Weile schweigend weiter, nahmen den Weg durch den Park
wie gewöhnlich. Eine Luft wie vom nahen Frühling war um sie, obwohl auf
den Rasenplätzen noch schmale, weiße Schneeflecken schimmerten.
»Also nach Italien reist du?« fragte Felician.
»Ja.«
»Wieder so weit nach dem Süden wie voriges Frühjahr?«
»Das weiß ich noch nicht.«
Wieder ein kurzes Schweigen.
Plötzlich aus dem Dunkel heraus die Stimme Felicians: »Hast du von Grace
eigentlich seitdem etwas gehört?«
»Von Grace«, wiederholte Georg etwas verwundert, denn es war lange her,
daß Felician diesen Namen nicht mehr ausgesprochen hatte. »Von Grace hab’
ich nichts mehr gehört. Das war übrigens so abgemacht zwischen uns. In
Genua haben wir für ewig Abschied genommen. Auch schon über ein Jahr
her… «
Auf einer Bank, ganz im Dunkeln, saß ein Herr im Pelz, mit Zylinder und
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Der Weg ins Freie
- Title
- Der Weg ins Freie
- Author
- Arthur Schnitzler
- Date
- 1908
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 306
- Keywords
- Literatur, Wien, Gesellschaft, Sozialismus
- Categories
- Weiteres Belletristik