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Wolfgang von Weisl - Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
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Der Anfang der Wandlung Israels 219 glauben, weil schließlich jeder Mensch an alles glauben kann, im innersten Innern wis- sen sie, es ist alles nicht wahr. Wissen, dass 120 Deutsche und 300 Franzosen und 250 Engländer auf je einen Juden kommen und dass ihr Judenhass genauso irrational, ge- nauso triebhaft unbegründet ist wie der Hass der Bauern gegen die ihnen unheimlichen Zigeuner. Wir Juden sind ihnen ebenfalls unheimlich, das ist alles. Aber hier in Paläs- tina ist es anders : Das Land ist klein und arm, der Bauer und der Beduine weiß, dass er arm und ungebildet und schwach ist, er sieht im Geiste die Hunderttausenden von Juden, die übers Meer kommen wollen, und hat Angst davor, Angst. Er fürchtet, dass wir ihm Haus und Feld mit Gewalt wegnehmen, ihn in die Wüste jagen wollen, wo er zugrunde gehen muss, und dass er uns nicht widerstehen kann. Furcht kann aber jeden Menschen zu ungeheuerlichsten Taten treiben. So ist die Lage.« Eldad sah Steinberg an, ohne zu sprechen. Der Kamerad verstand die stumme Frage, zuckte die Schultern : »Es gibt keinen Ausweg«, sagte er. »Es gibt keinen. Wir können uns nicht einmal gegen diese Angst verteidigen. Können nicht herumgehen, den Ara- bern erzählen, wir wollen sie nicht berauben, nicht in die Wüste treiben. Solche Vertei- digung wäre nur eine Bekräftigung ihrer Angst. Sie werden uns fragen, warum wir dann immer neue Einwanderer ins Land bringen …« Barzeew nickte bestätigend : »Und wenn wir ihnen beweisen, dass sie davon immer reicher und kultivierter werden, dass unsere Menschen Geld und Zivilisation ins Land bringen werden, dann antworten sie, dass sie kein Geld und keine Zivilisation wol- len, dass sie zufriedener wären, wenn wir sie arm und unkultiviert, aber frei ließen.« Er schlug resigniert mit der Faust auf das Knie. »Und seid doch offen, Genossen. Was würden wir antworten, wenn wir an Stelle der Araber wären und Chinesen wollten ein- wandern, mit Geld und Bildung und Ärzten und all dem Krimskrams der Kultur ? Was haben wir geantwortet, als die eleganten, gebildeten Griechen zur Zeit der Makkabäer das schmutzige, armselige Palästina zivilisieren wollten ? Wir haben das Schwert er- griffen und sie erschlagen. Dürfen wir uns da wundern, wenn uns die Araber das gleiche antun wollen ? Es ist ihre Heimat, die sie nicht jüdisch werden lassen.«100 Eldad Schu’al spielte mit seinem Bleistift. Er ließ die Kameraden reden, ohne zu antworten. Wie ein General versucht, mit dem zweiten Gesicht des Führers hinter den verschiedenen Meldungen seiner Offiziere die Wirklichkeit zu erkennen, so bemühte Eldad sich, den Gegner, den Araber, lebendig zu erkennen, sich in dessen Lage zu ver- setzen, aus dessen Geist heraus Schlüsse zu ziehen, sein Handeln zu erraten. Er ver- suchte, sich an die Stelle des Taglöhners zu denken, der seinen Arbeitsplatz zu verlieren 100 Vgl. im Gegensatz die von den Arabern als Provokation empfundene Forderung, die Chaim Weiz- mann auf der Pariser Friedenskonferenz (18.  Januar 1919 bis 21.  Januar 1920) erhoben hatte, dass »Palästina so jüdisch« werden müsse, »wie Amerika amerikanisch oder England englisch« sei. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Wolfgang von Weisl Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Erlöser - Der Anfang der Wandlung Israels
Title
Wolfgang von Weisl
Subtitle
Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus
Editor
Dietmar Goltschnigg
Publisher
Böhlau Verlag
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21056-6
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
362
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. Abkürzungen und Zitierweise 11
  3. A. Kontexte, Aspekte, Kommentare 13
  4. Erlöser 13
  5. Einbürgerung Wolfgang von Weisls in British Palestine 22
  6. Arnold Zweig: De Vriendt kehrt heim … 23
  7. Der Anfang der Wandlung Israels 28
  8. B. Wolfgang von Weisl 51
  9. Erlöser. Ein ernstes Spiel von letzten Dingen 51
  10. C. Wolfgang von Weisl 143
  11. Der Anfang der Wandlung Israels. Roman 143
  12. D. Anhang 335
  13. 1. Zeittafel 335
  14. 2. Biographische Daten 341
  15. 3. Sachen, Begriffe, Orte, Glossar 346
  16. 4. Bibliographie 353
  17. 5. Personenregister 355
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