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Tagebuch 1924
noch Anspruch macht, ist unverschämt. Das könnte sie doch unsereinem ohne Mit-
gift überlassen. Dann bei Lampl das Buch von Stößl abgegeben. Neue russ[ische]
Musik in der Sezession. Emmy Heim (die Frau vom Singer-Nannerl) hat Lieder von
Mussorgsky u. Stravinsky gesungen. Am stärksten war l’histoire d’un soldat von Stra-
vinsky. Da muß man anteilnehmen, wie bei Kabarettmusik oder Jazzband – langes
Gespräch mit Hauer, dessen Herz ich gewann, indem ich ihn selbst charakterisierend
auf d. Schwächen in Stößls Roman schimpfte ; er war wütend auf Stravinsky : „Alle
diese vielen Noten, (hier sang er d. Läufe) denken sie, muß der Mensch auch nieder-
schreiben – das muß doch ein Idiot sein, der sich zu so was hergibt.“ Ich habe heute
d. Hauer 3 Gedichte geschickt, er wird sie anschauen, es ist sein sehnlichster Wunsch
schon von Hölderlin loszukommen, er hat’s aber bisher nicht gekonnt
– nicht einmal
beim Goethe ist ihm was eingefallen : Nur Hölderlin und Sophokleschöre. Ich hab
ihm d. Last, Herbst und d. ersten Kuß geschickt.36
Abb. 39 : „Im
weitesten Sinn
ein romantisches
Bild …“ – Pieter
de Hooch, An der
Kellertür, 1658.
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien