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Tagebuch 1925
und Schramek bestanden haben mag, kann nicht mehr nachvollzogen werden, auch Schra-
meks Gedichte scheinen verschollen.
Georg Ehrlich hat seine Freundin Gerda Seitz, die er ETC im Salon der Lampls vorstellte,
in zahlreichen Radierungen festgehalten. Zu ihrer Person ist nichts bekannt.
Modest Petrovič Musorgskij, Boris Godunow, Libretto : Musorgskij nach Aleksandr Puškin
(1799–1837), Uraufführung 1874. Vermutlich handelte es sich um eine Aufführung der
Wiener Volksoper.
Der Direktor der Gemäldegalerie, Gustav Glück, trat seinen Ruhestand erst 1931 an. Die
Position des Generaldirektors (Ersten Direktors) des KHM war im März 1925 offiziell
eingeführt und vom Leiter der Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe, Hermann Julius
Hermann, übernommen worden.
„Die Arbeits-sinekur für die Wartepause“ – an dieser Stelle zeigt sich, dass Tietzes der
Meinung waren, die öffentliche Hand werde nicht so ohne Weiteres auf HTs Kompetenzen
verzichten wollen. Eine Hoffnung, die sich als Trugschluss erweisen sollte.
65 Nach 16 Jahren als Direktor des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie war
Eduard Leisching (Jahrgang 1858) 1925 in Pension gegangen. Otto Glöckel, der HT 1919
ins Unterrichtsamt berufen hatte, war seit 1922 Präsident des Wiener Stadtschulrates.
Edwin Redslob, davor jüngster Museumsdirektor Deutschlands am Erfurter Angermuseum,
ist 1920 in das neu geschaffene Amt des „Reichskulturwarts“ berufen worden, das „vor al-
lem die symbolischen Aspekte der republikanischen Selbstdarstellung zu regeln“ hatte. Da-
mals war Redslob gerade Mitte dreißig (Welzbacher 2009, 118–119, 125).
Die Recherchen zur Position Eduard Leischings als „ständiger künstlerischer Berater der
Stadt Wien“ verliefen ergebnislos.
Die Brüder Gustav und Hans Schoenberg waren jeweils mit einer Cousine HTs verheiratet.
1938 wurde der von den Nationalsozialisten erzwungenen Vermögensanmeldung Gustav
und Louise Schoenbergs ein Bilderinventar der Wohnung beigelegt, das Aufschluss über
die Sammelgewohnheiten des Ehepaars gibt (siehe auch Lillie 2003, 1.190–1.191). Im-
merhin werden in erwähnter Liste mindestens 25 Ölbilder sowie zahlreiche Aquarelle und
Zeichnungen angeführt, die die Wände von sechs Zimmern zierten. Geschmacklich ten-
dierten Schoenbergs zu österreichischen Malern des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts,
die moderate Anklänge an die Moderne in ihrem Werk erkennen ließen, sowie zu einzelnen
gemäßigten Sezessionisten.
HTs Essayband „Lebendige Kunstwissenschaft“ erschien 1925 im Krystall-Verlag (bis 1922
Belvedere-Verlag, siehe Hall 1985, 217) mit folgender Widmung : „Dem treuen Kameraden so
vieler Wege und Irrwege widme ich dieses Buch des Bekenntnisses zum 16. Dezember 1925.“
66 Mit Guido Adler, David J. Bach und Karl Kobald fühlten sich bedeutende Persönlichkeiten
des österreichischen Musiklebens, die überdies der Sozialdemokratie nahestanden, von der
borniert-ideologischen Haltung der Führung der Wiener Sozialdemokraten vor den Kopf
gestoßen.
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien