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Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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433 Tagebuch 1926 Schächern, die vielleicht dem Ende des 12. Jhs. angehört ; ein verwandter Typ in der nahegelegenen Kirche St. Juan ist in die Zeit 1252–5 ? datierbar  – wir haben nur d. Photogr[aphie] gesehen  – u. ein 3. Stück desselben Typs soll eine Privatsam[m]l[ung] in Barcelona haben. Nach Tisch blieben wir erst zuhause u. schrieben auf einer Art Terrassengarten, dann ein Stündchen spazieren, bis es regnete, regnete, regnete  …69 In der Nacht sang der Sereno (Nachtwächter) seine Strophen  … 8.VI. Das war gestern ein voller Tag. Früh am Morgen hat er angefangen, wir fuhren nach Ripoll, wo wir den Zug überschlugen, um die Kirche zu sehen. Sie ist ganz rein roma- nisch, nicht bedeutend, aber doch als ein so frühes Beispiel, das nicht plateresk oder barock überarbeitet wurde, beachtenswert. Sehr malerisch der ganze Ort schon hoch in den Bergen, von einem Fluß  – die kleine Meder (!)  – durchflossen. Dann weiter hi- nauf bis zum Ende der Eisenbahn  – Puigcerda. Wunderbar steinern aufgebauter Ort in einem ganz großen, fast wie eine Hochebene wirkenden  – u. windigen  – Kessel gelegen, den rings im Kreis herum die beschneiten Berge einschließen (1100 m). Die Bäume schlagen z[um] T[eil] erst aus. Wir bestiegen einen Plachenwagen, in dem wir wie in einem Gefängnis mit undurchsichtigen Mauern sitzen u. treten unsere Grenz- reise an. Unser Gewissen ist nicht ganz rein ; eigentlich hatten wir den Grenzübertritt in Irun angemeldet u. dorthin die vorgeschriebenen Photographien geschickt  – das war unsere spanische Sünde ; und eigentlich hatten wir ja in Marseilles beim Hin- weg französ[ischen] Boden betreten, also eigentlich das französische Visum, das wir in Wien bekommen hatten, schon verwirkt  – wenn auch d. Marseiller Beamte son- derbarer Weise keinen Stempel in d. Paß gedrückt hatte. Der Grenzübertritt war unsagbar spannend. Eine rüttelige Fahrt, alle fünf Minuten blieb unser Gefängnis stehen u. durch die Plachenwand bereitete uns die Stimme des Kutschers auf die nächste Tortur vor. El passeporte, oder la douane u. s. w. Die drei spanischen Proben waren bestanden u. wir atmeten auf. Bei der 2. französ[ischen] zog sich d. Wetter dro- hend zusammen, Hans musste aussteigen u. wurde einem verbissenen Kommisknopf vorgeführt. „Ich kann sie nicht nach Frankreich hereinlassen“  – begann er die Rede. „Mais comment ?“ fragte Hans unschuldig, wie er nicht war. Wenn sie von Wien nach Spanien gefahren sind, müssen sie schon einmal Frankreich betreten haben.  – Non, Monsieur, es gibt auch einen Seeweg ; ich bin von Genua nach Barcelona per Schiff.  – Es hat lang gedauert, bis der Alte sich von seiner Blamage erholt hat und grimmig klein beigab  – und sein Instinkt war doch so richtig gewesen  …70 Wir atmeten erleichtert auf, als alles endlich gut vorüber war. Die Abfahrt auf ei- ner elektrischen Bahn war noch tausendmal schöner als die Bergfahrt ;  – trotzdem der Charakter der spanischen Ortschaften viel einheitlicher in die Landschaft passt, als die gleichgültigen neu anmutenden französischen. Anfangs war prachtvolles Hoch- gebirge, den […] entlang, ein breiter Gletscherrücken. Man fährt in Kurven, als ob
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Erica Tietze-Conrat Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
Titel
Erica Tietze-Conrat
Untertitel
Tagebücher
Band
I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Herausgeber
Alexandra Caruso
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79545-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
458
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 9
  2. Alexandra Caruso : Zur Edition 11
  3. Edward Timms : Zum Geleit
  4. Die Aufzeichnungen einer „tiefverzweigten“ Frau 17
  5. Alexandra Caruso : „Der Wiener Vasari“ 21
  6. Tagebuch 1923 30
  7. Tagebuch 1924 186
  8. Tagebuch 1925 308
  9. Tagebuch 1926 384
  10. Alexandra Caruso : Zur Spanienreise 387
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