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Allgemeine Anmerkungen zur Verwendung der Instrumente
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rung) werden solistische Passagen anvertraut90, in den Direktionsstimmen sind wichtige Nebenstimmen
oder Überleitungstakte eingetragen, die dem Konzertmeister/Leiter eine ad-hoc-Übernahme fehlender
Instrumente ermöglichte.
b) Zweite Violine: Im Verbund mit den Bratschen bilden sie die Basis der Begleitakkorde, in Kadenzen
oder exponierten Passagen können sie zusammen mit den ersten Violinen unterstützend in die melodi-
sche Gestaltung eingreifen.
c) Bratsche: Siehe Zweite Violine, solistische Aufgaben sind der Bratsche selten zugeteilt.
d) Violoncello: Von einem reinen Unterstützungsinstrument, die Bässe verdoppelnd, hat sich das Violon-
cello bei Josef Strauss gelöst. Es kann die Melodie der ersten Violinen im Oktavabstand verdoppeln, eine
Gegenstimme spielen oder kontrastierend (etwa durch pizzicato) eingesetzt werden.
e) (Kontra-)Bass: Er bildet das Fundament, auf dem das Geschehen ruht. Mehr als das Markieren der
ersten Zählzeit oder Verstärkung der Kadenz im Walzer wird ihm selten zugeteilt, eine Rolle, deren
Wichtigkeit für die Ausführung jedoch nicht unterschätzt werden darf. Verglichen mit der Behandlung
der Kontrabasspartien bei Lanner91 und Strauss Vater erscheint hier sogar ein Rückschritt erfolgt zu
sein, als einziges Instrument partizipiert er nicht an den technischen Fortschritten, an den erweiter-
ten musikalischen Möglichkeiten, die Strauss bei den anderen Instrumenten einsetzt. Eine Erklärung
könnte sein, dass mit dem Einsatz des Violoncellos, das bei Lanner und Strauss Vater noch nicht zur
Standardbesetzung gehörte, diesem die reichere Gestaltung der Basslinie zugedacht wurde.
Allgemeine Anmerkungen zur Verwendung der Instrumente
Erweiterung – gegenüber Lanner und Strauss Vater erweiterte Josef Strauss (gemeinsam mit seinem Bru-
der Johann) seine Kapelle um eine zweite Oboe und ein zweites Fagott. Überblickt man deren Partien,
so fällt auf, dass diesen Instrumenten selten eigenständige Passagen zugewiesen werden, oft pausieren sie,
spielen im unisono mit erster Oboe und erstem Fagott mit und erhalten erst in Kadenzakkorden eigene
Noten. So konnte C. Haslinger ohne Substanzverlust die Fassungen für kleines Orchester herstellen (siehe
unten).
Wechsel – die oben beschriebenen Wechsel zwischen einzelnen Instrumenten (z. B. Piccolo auf Flöte etc.)
betreffen nicht nur den jeweiligen Walzerteil, sie gelten auch für die Zitierung des Walzers in der Coda.
Da in den autographen Partituren diese Abschnitte nicht ausnotiert wurden, fehlen in den Parallelstellen
manchmal die Angaben zu den jeweils zu verwendenden Instrumenten (sie sind sinngemäß zu ergänzen).
In der Coda können die technischen Schwierigkeiten beim Wechsel noch erheblicher sein: Ließ Strauss
(etwa bei Wechseln zwischen einzelnen Abschnitten) beim ersten Auftreten noch genügend Zeit, so über-
sah er bei der Ausnotierung der Coda dieses Detail und ließ etwa einen Piccoloeinsatz unmittelbar auf
eine Flötenpassage folgen.
Hörner und Trompeten in F – Josef Strauss schrieb die Mehrzahl seiner Werke in Kreuztonarten, bis hin
zu E-Dur und sogar H-Dur. Für die genannten Instrumente in F notierte er anstelle der stimmführungs-
technisch korrekten Noten eis und his die (für die ausführenden Musiker leichter lesbaren) Töne f und c.
Arco und pizzicato (Streicher) – in der Setzung dieser Bezeichnungen unterliefen Strauss manchmal
Fehler, ein gesetztes pizzicato wurde nicht mehr aufgehoben (und umgekehrt), ein pizzicato in einem
Walzerteil fehlt bei der Analogstelle in der Coda etc. Auf zwei Besonderheiten sei hingewiesen: Pizzicato
wurde ohne dynamische Anweisung notiert, weil es automatisch im piano auszuführen war (siehe der Ver-
gleich mit anderen gleichzeitig spielenden Instrumenten). Violoncelli und Bässe wurden, auch wenn sie
90 Beliebt war eine divisi-Ausführung im Oktavabstand: Der Konzertmeister exekutierte die obere, brillante Linie, das tutti un-
terstützte in der tieferen Lage.
91 Ein besonders augenfälliges Beispiel sind die „Dornbacher Ländler“ op. 9 von Joseph Lanner: Hier sind sogar zwei unter-
schiedliche Bassstimmen in Abschrift erhalten, eine stammt von Johann Strauss Vater (ob er sie ausgestaltete oder lediglich
von einer anderen Vorlage kopierte, lässt sich nicht mehr feststellen). Beide behandeln die Basslinie ausgesprochen lebendig,
als gewichtige Gegenstimme zur melodieführenden Violine. Ob das Verschwinden der Wiener Stimmung um 1830 mit der
Änderung der Bassbehandlung in Verbindung steht, harrt noch einer Klärung.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Josef Strauss
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Titel
- Josef Strauss
- Untertitel
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Autor
- Wolfgang Dörner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21404-5
- Abmessungen
- 21.4 x 30.0 cm
- Seiten
- 496
Inhaltsverzeichnis
- Gebrauchsmusik im 19. Jahrhundert 9
- Von der funktionalen Tanzmusik zur autonomen Komposition 17
- Aufbau und Systematik des Werkverzeichnisses 37
- Werkverzeichnis
- I. Gedruckte Werke mit Opuszahl 45
- II. Gedruckte Werke ohne Opuszahl 431
- III. Ungedruckte Werke 445
- IVa. Ungedruckte Werke, in Autographen bzw. Abschriften erhalten 459
- IVb. Ungedruckte Werke, Autographe in Antiquariatskatalogen erwähnt 465
- V. Bearbeitungen – Aufführungen von Werken anderer Komponisten (Auswahl) 467
- Anhang