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Widmungsträger
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wiederholen (z. B. „heute und jeden Freitag“ für eine Konzertserie), ohne dass der Text adaptiert wurde,
sodass ein Walzer oder eine Polka noch nach Wochen mit dem Zusatz „neu“ oder „zum ersten Male“ an-
gekündigt werden konnte, wenngleich das Stück bereits bekannt und mehrfach gespielt worden war. Und
nicht zuletzt konnte schlechte Witterung dazu führen, dass eine Freiluftveranstaltung abgesagt werden
musste und sich dadurch eine Erstaufführung verschob.
Werke, die als Widmungskompositionen für eine bestimmte Ballveranstaltung komponiert wurden,
erlebten somit mehrere Aufführungsstadien: zunächst die Uraufführung beim besagten Ball, dann weitere
Aufführungen entweder bei anderen Bällen, vor allem aber bei zeitnahen Konzertveranstaltungen für das
breite Publikum (dort dann gerne mit dem Zusatz „zum ersten Male“, der sich auf die erste konzertante
Aufführung bezieht) und zum Beschluss der Karnevalssaison bei der sogenannten „Karnevals-Revue“93,
bei der die Straussbrüder sämtliche für den bzw. im Karneval komponierten Tänze komprimiert präsen-
tierten.
Auffallend ist, dass manche Kompositionen sich sofort großer Beliebtheit erfreuten und damit deut-
lich öfter auf den Programmen standen als andere. Ein Blick in die österreichische Provinz, aber auch in
andere Kronländer der Monarchie zeigt, dass Strausswerke sich rasch verbreiteten und von Kapellen auf
Bällen, aber auch bei Konzerten nachgespielt wurden. Eine besondere Stellung hatten die zahlreichen
Militärkapellen, die Werke von Strauss zeitnah in ihr eigenes Repertoire übernahmen.
Widmungsträger
Für Komponisten spielten Widmungen an bestimmte Persönlichkeiten eine große Rolle. Für Lanner und
Strauss Vater bildeten sie eine nicht zu vernachlässigende Einnahmequelle bzw. sicherten Aufmerksam-
keit (und damit wieder größere Verkaufserlöse bei den diversen Druckausgaben). Josef Strauss hingegen
schrieb etliche Werke ohne direkten Auftrag, als Novitäten für seine regelmäßigen Konzerte, bei denen
er das Repertoire zu erweitern hatte, um das Interesse des Publikums zu erhalten. Anders verhält es sich
bei Auftragswerken: Die Strausskapellen wurden regelmäßig als Orchester für große Ballveranstaltungen
engagiert. Es war selbstverständlich, dass für einen solchen Ball Widmungskompositionen geschrieben
wurden (bei manchen Bällen wurden von allen drei Straussbrüdern Werke vorgestellt, wobei sie sich die
einzelnen Gattungen – etwa Walzer, Polka schnell und Polka Mazur oder française aufteilten), diese wur-
den dort zum ersten Mal gegeben (es war Tradition, dass man die erste Aufführung „konzertant“, also rein
zuhörend verfolgte, erst im Lauf des Balles wurde dann das Werk mehrfach zum Tanz aufgespielt). Als
Widmungsträger konnte etwa das Ball-Komitee oder der/die Patron/Patronesse des Balles fungieren. Es
konnte der Walzer/die Polka aber auch ganz allgemein der Gruppe, die den Ball ausrichtete („den Hörern
der Medizin“, „geschrieben für den Ball …“ etc.) zugedacht werden. Diese Widmungen waren auf dem
Titelblatt der Klavierausgabe vermerkt.
Titel
Bewundernswert scheint, dass die Tanzmusikkomponisten im Laufe der Jahre immer neue Titel für ihre
Werke (er-)finden konnten. Alleine die Straussbrüder kommen gemeinsam auf weit mehr als tausend
Werke, denen zündende oder zumindest charakteristische Titel zu geben waren. Wie groß der Anteil
der Verleger an der Auswahl war, lässt sich nur erahnen, aus der Tatsache, dass zwischen Ankündigung,
ersten Aufführungen und Drucklegung Änderungen vorgenommen wurden, darf man schließen, dass die
Verleger mit Blick auf ihr Publikum korrigierend eingriffen, wenn ihnen ein Titel zu sperrig oder wenig
verkaufsträchtig erschien.
a) Widmungskompositionen: Der Titelbezug liegt hier auf der Hand. Josef Strauss verwendet juristische
Begriffe für den Juristenball, medizinische für den Medizinerball, technische für den Ball der industriel-
93 In den Zeitungsankündigungen wurde neben dem Titel der Ball vermerkt, für den das Werk geschrieben worden war, sodass
sich über diesen Umweg Uraufführungsdaten bestimmen lassen. Allerdings liegen auch hier Fälle divergierender Angaben vor.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Josef Strauss
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Titel
- Josef Strauss
- Untertitel
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Autor
- Wolfgang Dörner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21404-5
- Abmessungen
- 21.4 x 30.0 cm
- Seiten
- 496
Inhaltsverzeichnis
- Gebrauchsmusik im 19. Jahrhundert 9
- Von der funktionalen Tanzmusik zur autonomen Komposition 17
- Aufbau und Systematik des Werkverzeichnisses 37
- Werkverzeichnis
- I. Gedruckte Werke mit Opuszahl 45
- II. Gedruckte Werke ohne Opuszahl 431
- III. Ungedruckte Werke 445
- IVa. Ungedruckte Werke, in Autographen bzw. Abschriften erhalten 459
- IVb. Ungedruckte Werke, Autographe in Antiquariatskatalogen erwähnt 465
- V. Bearbeitungen – Aufführungen von Werken anderer Komponisten (Auswahl) 467
- Anhang