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ich es aber hier noch nicht bringen, ohne Betrachtungen von ganz anderer Art
herbeizuziehen und den Leser zu verwirren. Um deswillen habe ich mich statt
der Benennung einer Kritik der reinen Vernunft der von einer Grundlegung
zur Metaphysik der Sitten bedient.
Weil aber drittens auch eine Metaphysik der Sitten ungeachtet des
abschreckenden Titels dennoch eines großen Grades der Popularität und
Angemessenheit zum gemeinen Verstande fähig ist, so finde ich für nützlich,
diese Vorarbeitung der Grundlage davon abzusondern, um das Subtile, was
darin unvermeidlich ist, künftig nicht fasslichern Lehren beifügen zu dürfen.
Gegenwärtige Grundlegung ist aber nichts mehr, als die Aufsuchung und
Festsetzung des obersten Prinzips der Moralität, welche allein ein in seiner
Absicht ganzes und von aller anderen sittlichen Untersuchung
abzusonderndes Geschäfte ausmacht. Zwar würden meine Behauptungen über
diese wichtige und bisher bei weitem noch nicht zur Genugtuung erörterte
Hauptfrage durch Anwendung desselben Prinzips auf das ganze System viel
Licht und durch die Zulänglichkeit, die es allenthalben blicken lässt, große
Bestätigung erhalten: allein ich musste mich dieses Vorteils begeben, der auch
im Grunde mehr eigenliebig, als gemeinnützig sein würde, weil die
Leichtigkeit im Gebrauche und die scheinbare Zulänglichkeit eines Prinzips
keinen ganz sicheren Beweis von der Richtigkeit desselben abgibt, vielmehr
eine gewisse Parteilichkeit erweckt, es nicht für sich selbst, ohne alle
Rücksicht auf die Folge, nach aller Strenge zu untersuchen und zu wägen.
Ich habe meine Methode in dieser Schrift so genommen, wie ich glaube,
dass sie die schicklichste sei, wenn man vom gemeinen Erkenntnisse zur
Bestimmung des obersten Prinzips desselben analytisch und wiederum zurück
von der Prüfung dieses Prinzips und den Quellen desselben zur gemeinen
Erkenntnis, darin sein Gebrauch angetroffen wird, synthetisch den Weg
nehmen will. Die Einteilung ist daher so ausgefallen:
1. Erster Abschnitt: Übergang von der gemeinen sittlichen
Vernunfterkenntnis zur philosophischen.
2. Zweiter Abschnitt: Übergang von der populären Moralphilosophie zur
Metaphysik der Sitten.
3. Dritter Abschnitt: Letzter Schritt von der Metaphysik der Sitten zur
Kritik der reinen praktischen Vernunft.
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Buch Grundlegung zur Metaphysik der Sitten"
Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
- Titel
- Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
- Autor
- Immanuel Kant
- Datum
- 1785
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 70
- Schlagwörter
- Philosophie, Vernunft, Aufklärung, Ethik, Kritik
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Vorrede 4
- Erster Abschnitt 9
- Zweiter Abschnitt 20
- Übergang von der populären sittlichen Weltweisheit zur Metaphysik der Sitten 20
- Die Autonomie des Willens als oberstes Prinzip der Sittlichkeit 48
- Die Heteronomie des Willens als der Quell aller unechten Prinzipien der Sittlichkeit 49
- Einteilung aller möglichen Prinzipien der Sittlichkeit aus dem angenommenen Grundbegriffe der Heteronomie 50
- Dritter Abschnitt 54
- Übergang von der Metaphysik der Sitten zur Kritik der reinen praktischen Vernunft. Der Begriff der Freiheit ist der Schlüssel zur Erklärung der Autonomie des Willens 54
- Freiheit muss als Eigenschaft des Willens aller vernünftigen Wesen vorausgesetzt werden 56
- Von dem Interesse, welches den Ideen der Sittlichkeit anhängt 57
- Wie ist ein kategorischer Imperativ möglich? 61
- Von der äußersten Grenze aller praktischen Philosophie 63
- Schlussanmerkung 70