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Vorstellungen betrifft, wir dadurch auch bei der angestrengtesten
Aufmerksamkeit und Deutlichkeit, die der Verstand nur immer hinzufügen
mag, doch bloß zur Erkenntnis der Erscheinungen, niemals der Dinge an sich
selbst gelangen können. Sobald dieser Unterschied (allenfalls bloß durch die
bemerkte Verschiedenheit zwischen den Vorstellungen, die uns anders woher
gegeben werden, und dabei wir leidend sind, von denen, die wir lediglich aus
uns selbst hervorbringen, und dabei wir unsere Tätigkeit beweisen) einmal
gemacht ist, so folgt von selbst, dass man hinter den Erscheinungen doch
noch etwas anderes, was nicht Erscheinung ist, nämlich die Dinge an sich,
einräumen und annehmen müsse, ob wir gleich uns von selbst bescheiden,
dass, da sie uns niemals bekannt werden können, sondern immer nur, wie sie
uns affizieren, wir ihnen nicht näher treten und, was sie an sich sind, niemals
wissen können. Dieses muss eine, obzwar rohe, Unterscheidung einer
Sinnenwelt von der Verstandeswelt abgeben, davon die erstere nach
Verschiedenheit der Sinnlichkeit in mancherlei Weltbeschauern auch sehr
verschieden sein kann, indessen die zweite, die ihr zum Grunde liegt, immer
dieselbe bleibt. Sogar sich selbst und zwar nach der Kenntnis, die der Mensch
durch innere Empfindung von sich hat, darf er sich nicht anmaßen zu
erkennen, wie er an sich selbst sei. Denn da er doch sich selbst nicht
gleichsam schafft und seinen Begriff nicht a priori, sondern empirisch
bekommt, so ist natürlich, dass er auch von sich durch den innern Sinn und
folglich nur durch die Erscheinung seiner Natur und die Art, wie sein
Bewusstsein affiziert wird, Kundschaft einziehen könne, indessen er doch
notwendiger Weise über diese aus lauter Erscheinungen zusammengesetzte
Beschaffenheit seines eigenen Subjekts noch etwas anderes zum Grunde
Liegendes, nämlich sein Ich, so wie es an sich selbst beschaffen sein mag,
annehmen und sich also im Absicht auf die bloße Wahrnehmung und
Empfänglichkeit der Empfindungen zur Sinnenwelt, in Ansehung dessen aber,
was in ihm reine Tätigkeit sein mag, (dessen, was gar nicht durch Affizierung
der Sinne, sondern unmittelbar zum Bewusstsein gelangt) sich zur
intellektuellen Welt zählen muss, die er doch nicht weiter kennt.
Dergleichen Schluss muss der nachdenkende Mensch von allen Dingen, die
ihm vorkommen mögen, fällen; vermutlich ist er auch im gemeinsten
Verstande anzutreffen, der, wie bekannt, sehr geneigt ist, hinter den
Gegenständen der Sinne noch immer etwas Unsichtbares, für sich selbst
Tätiges zu erwarten, es aber wiederum dadurch verdirbt, dass er dieses
Unsichtbare sich bald wiederum versinnlicht, d. i. zum Gegenstande der
Anschauung machen will, und dadurch also nicht um einen Grad klüger wird.
Nun findet der Mensch in sich wirklich ein Vermögen, dadurch er sich von
allen andern Dingen, ja von sich selbst, so fern er durch Gegenstände affiziert
wird, unterscheidet, und das ist die Vernunft. Diese, als reine Selbsttätigkeit,
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Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
- Titel
- Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
- Autor
- Immanuel Kant
- Datum
- 1785
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 70
- Schlagwörter
- Philosophie, Vernunft, Aufklärung, Ethik, Kritik
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Vorrede 4
- Erster Abschnitt 9
- Zweiter Abschnitt 20
- Übergang von der populären sittlichen Weltweisheit zur Metaphysik der Sitten 20
- Die Autonomie des Willens als oberstes Prinzip der Sittlichkeit 48
- Die Heteronomie des Willens als der Quell aller unechten Prinzipien der Sittlichkeit 49
- Einteilung aller möglichen Prinzipien der Sittlichkeit aus dem angenommenen Grundbegriffe der Heteronomie 50
- Dritter Abschnitt 54
- Übergang von der Metaphysik der Sitten zur Kritik der reinen praktischen Vernunft. Der Begriff der Freiheit ist der Schlüssel zur Erklärung der Autonomie des Willens 54
- Freiheit muss als Eigenschaft des Willens aller vernünftigen Wesen vorausgesetzt werden 56
- Von dem Interesse, welches den Ideen der Sittlichkeit anhängt 57
- Wie ist ein kategorischer Imperativ möglich? 61
- Von der äußersten Grenze aller praktischen Philosophie 63
- Schlussanmerkung 70