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Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – Eine
Lebensskizze14
Zeitpunkt für eine derartige reformbezogene Broschüre bieten.1 ende Juli
1841 nannte Andrian erstmals Österreich und dessen Zukunft als titel sei-
ner Arbeit und fügte als (schließlich nicht verwendetes) motto hinzu „gott
besser’s!“ inhaltlich sollte sie folgendermaßen ausgerichtet sein: Worauf be-
ruht die österreichische monarchie, worauf basiert ihre stabilität? „nicht auf
der nationalität, nicht auf dem Adel, nicht auf der Bureaucratie etc. etc., kurz
auf nichts. daher, was muß geschehen? es muß zusammen fallen bey dem
geringsten Anstoß; und solche Anstöße drohen mehrere. Mittel, dem vorzu-
beugen und den staat auf gesunde grundlagen zu stellen, sind: Provincial-
stände, municipalfreyheit, Brechung der Bureaucratie, ein Adel nach engli-
schem muster und Preßfreyheit.“2 im september hatte Andrian die Arbeiten
weitgehend abgeschlossen, und im Jänner 1842 berichtete er über die grund-
sätzliche Bereitschaft des hamburger verlegers Julius campe, die Broschüre
zu drucken. erschienen ist das Buch schließlich erst ende 1842 (mit dem
druckvermerk 1843), wobei zu dieser verzögerung vor allem die strikte Wah-
rung von Andrians inkognito (die korrespondenz erfolgte über seinen mailän-
der Buchhändler und über deckadressen in Wien und leipzig), die folgen des
hamburger stadtbrandes von 1842 und marketingüberlegungen des verle-
gers über den besten Zeitpunkt der Platzierung am markt beitrugen.3
Andrian wechselte 1844 in die Wiener Zentralbehörden, zunächst in die
studienhofkommission und dann in das italienische departement der hof-
kanzlei. seit mai 1846 beurlaubt, endete Andrians Beamtenlaufbahn mit der
Zustellung des entlassungsdekrets durch das mailänder gubernium (er war
den Wiener Zentralstellen nur zugeteilt, nicht dorthin transferiert worden),
von dem er am 2.6.1847 berichtete. das letzte Jahr der amtlichen karriere
Andrians war überschattet von seinem versuch, in die hofkammer ver-
setzt zu werden, dem er mit einem taktisch motivierten entlassungsgesuch
und gleichzeitiger intervention bei den erzherzögen ludwig und stephan
nachdruck verliehen hatte, und der Ablehnung der versetzung sowie der
unmöglichkeit einer Weiterbeschäftigung im öffentlichen dienst, nachdem
seine Autorschaft von Österreich und dessen Zukunft bekannt geworden war.
Bereits früher waren mehrere versuche Andrians gescheitert, aus dem ver-
waltungsdienst in die diplomatische karriere zu wechseln.
1 Tagebuch Andrian, Eintrag v. 28.3. und 15.5.1841. Die Einträge finden sich im ungebun-
denen Band 1a der tagebücher (24.10.1840–9.9.1841), der bisher in der forschung nicht
bekannt war. Als wichtigste der neuen Arbeiten über österreich nennt Andrian Peter evan
turnbull, Austria. teil 1: narrative of travels. teil 2: social and Political condition (lon-
don 1840); deutsche Ausgaben Oesterreichs sociale und politische Zustände (Leipzig 1840)
und reise durch die oesterreichischen staaten (leipzig 1841).
2 tagebuch Andrian, eintrag v. 26.7.1841.
3 vgl. dazu die darstellungen bei rietra, Wirkungsgeschichte, und glanner, Andrian.
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Tagebücher 1839–1858, Band I
- Titel
- „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
- Untertitel
- Tagebücher 1839–1858
- Band
- I
- Autor
- Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
- Herausgeber
- Franz Adlgasser
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78612-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 744
- Schlagwörter
- Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
- Kategorie
- Biographien