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Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – Eine
Lebensskizze22
lichsten gestraft, und sein Beispiel dadurch am wirksamsten abschreckend
erhoben.“1
in den folgenden Jahren versuchte Andrian auf direktem und indirektem
Weg – etwa über vermittlung durch seine schwester gabriele bei erzher-
zog Albrecht – eine Aufhebung dieser maßregel zu erreichen. nachdem zu-
nächst eine Bitte um „neuerliche untersuchung seiner politischen haltung“
abgelehnt wurde,2 führten auch weitere gesuche und eine genehmigte Au-
dienz im september 1854 nicht zum gewünschten Ziel. erst kurz vor seinem
tod erhielt Andrian im mai 1858 die Bewilligung, „sich von nun an wieder
der k.k. kämmererwürde prävaliren zu dürfen.“3 entscheidenden einfluss
auf diese entscheidung dürfte der generaladjutant des kaisers, graf karl
grünne, gehabt haben, über dessen empfehlung Andrian ein entsprechen-
des gesuch verfasst hatte, worin er schrieb, dass ihn „die ungnade meines
kaisers und herrn tief und mit jedem Jahre tiefer schmerzt,“ vor allem weil
er „wissentlich und mit Absicht nie etwas gethan habe, was gegen meine
Pflichten als treuer loyaler unterthan euer majestät verstoßen hätte.“4
trotz dieser ihm bewussten äußerst negativen einstellung gegenüber sei-
ner Person und seiner politischen vergangenheit sah sich Andrian als geeig-
net und berufen für höchste funktionen in verwaltung oder diplomatie an.
Während er jedoch vor 1848 nur in untergeordneten Positionen im verwal-
tungsdienst gearbeitet hatte und ihm mit Ausnahme der kurzen Zeit in lon-
don überhaupt jegliche erfahrung in der Außenpolitik fehlte, ließ ihn dies in
keiner Weise an seiner Qualifikation zweifeln. konkrete Angebote 1849 und
noch 1850 schlug er als seinen erwartungen und Ansprüchen nicht entspre-
chend aus oder verband sie mit derartig vielen vorbedingungen, dass sie sich
zerschlugen. so lehnte er den vorschlag des innenministers, als kreisprä-
sident nach görz zu gehen, deshalb ab, da „für mich kein Anlaß vorhanden
sey, in patriotischer selbstaufopferung einen Posten anzunehmen, welcher
meiner stellung und Antecedentien nicht angemessen sey,“ während er für
den statthalterposten in dalmatien die Position des kroatischen Banus graf
Jellačić „als ein wesentliches Hinderniß“ anführte.5
dagegen wurde er für jene Positionen, die seinen eigenen Ansprüchen
genügten und für die er persönlich auch die nötigen Qualifikationen mitzu-
1 kübeck an staatskanzler metternich, 9.8.1847. gedruckt in rietra, Wirkungsgeschichte,
84f.
2 k.k. oberstkämmereramt an Andrian, Wien 19.7.1854. k. 115, umschlag 668.
3 k.k. oberstkämmereramt an Andrian, Wien 18.5.1858, ebda.
4 ebda, umschlag 666, entwurf des gesuchs, datiert mit 10.5.1858, schreiben grünnes an
Andrian v. 14.5.1858, in dem dieser verlangt, Andrian müsse ausdrücklich um eine gnade
bitten, und die entsprechenden korrekturen, datiert ebenfalls mit 14.5.1858.
5 tagebuch Andrian, einträge v. 19.12.1849 und 5.2.1850.
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Tagebücher 1839–1858, Band I
- Titel
- „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
- Untertitel
- Tagebücher 1839–1858
- Band
- I
- Autor
- Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
- Herausgeber
- Franz Adlgasser
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78612-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 744
- Schlagwörter
- Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
- Kategorie
- Biographien