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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
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4927. Oktober 1839 sie sieht in mir einen menschen, der den keim und die Bestimmung zu etwas großen in sich trägt, einen menschen, wie es unter millionen kaum einen gibt, und ich fühle stoff in mir, ihr vertrauen zu rechtfertigen, wenn mir nicht die ganze Welt und tausend eigene verhältnisse entgegen treten. Aber was ich hiezu mehr als alles Andere bedarf, ist, den glauben an mich selbst zu behalten, verliere ich den, so ist Alles verloren, und ich ver- liere mich in der masse, der tag, an dem ich ihr gestehen müßte, daß sie sich in mir betrogen und mich überschätzt habe, würde der bitterste mei- nes lebens sein, weil es der erste demüthigende wäre. diese enttäuschung würde ich schwerlich überleben, denn jene idee ist mein höchstes, fast mein einziges gut. und eben deßwegen wäre mir die Anwesenheit Augustens doppelt nothwendig, weil ich, so oft jenes stolze frohe selbstvertrauen im kampfe mit der Alltäglichkeit und mit den tausend ehernen Banden der dummheit und der mittelmäßigkeit wankend gemacht würde, im Anblick ihrer liebe dasselbe wieder gewinnen und neu gestärkt würde. gestern noch waren wir beisammen, und heute sind wir schon um mehr als hundert meilen weit auseinander! und wer weiß, wenn wir uns wieder- sehen, was wird indessen mit mir geschehen? Was wird aus mir, aus dem edleren Theile meiner selbst, aus meinem Geiste werden? Soll er verflachen? soll er nach all diesen fortwährenden und schmerzlichen gährungsproces- sen versauern und der edle Spiritus verflüchtigen? In diesem Falle werden diese Blätter, welche die denkwürdigste epoche meines lebens zu schildern bestimmt sind, Zeugenschaft ablegen von den blutigen kämpfen, von den angstvollen hülferufen, die dieser schmachvollen unterjochung vorange- gangen sein werden, und sie werden zur Anklage dienen gegen meine Zeit und meine verhältnisse, welche einen geist unterdrückt haben, der zu et- was Besserem geboren war, als mit den übrigen ochsen seinen Platz am Pfluge einzunehmen. Aber so schlimm ist es noch nicht! Noch bin ich auf- recht und entschlossen, und was mehr als vieles Andere aufrecht und ent- schlossen erhält, ist eben der gedanke, daß aus der ferne Jemand zusieht, der seinen ganzen glauben, die ganze macht seines vertrauens und seiner Bewunderung in mich gesetzt hat, der mich mit seinen Wünschen aber auch mit seinen erwartungen begleitet, dieses wird und muß mir kraft geben. im übrigen habe ich Auguste ganz dieselbe wie vordem gefunden, phi- sisch etwas fanirt, was ich aber lediglich ihrem bisherigen und zwar in letzter Zeit sehr bedeutenden unwohlsein zuschreibe. Bei ihrer unendlich reizbaren, nervösen constitution haben darauf meist moralische ursachen eingewirkt und zwar vor Allem, wie sie mir selbst gestand, der gedanke an mich, das Ausbleiben meiner Briefe (welches mir nicht leicht erklärlich ist) und der Zweifel an meiner Beständigkeit in folge dieses stillschwei-
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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